„Wenn wir die Westbalkanstaaten abweisen, dann werden wir sie verlieren. Das Ziel muss sein, dass sie alle Mitglied der EU werden.“ Es ist ein neuer Schwerpunkt, den Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei seiner Rede am diesjährigen Forum Alpbach hat durchschimmern lassen. Nicht nur, dass er als aktueller Ratsvorsitzender ein klares Plädoyer für den Beitritt von Albanien, Bosnien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien ausspricht – „ohne unsere Nachbarstaaten am Balkan ist die Union nicht komplett“ –, es ist auch ein deutlich proeuropäischerer Kurz, der am Montagabend (seinem 32. Geburtstag) angereist ist.

Die Garantie für „unseren European Way of Life“, „Friede, Freiheit und Wohlstand“, das „größte Erfolgsprojekt des 20. Jahrhunderts“ – dem Ton nach, in dem er über die Union spricht, ist es, als ob Kurz sich in Alpbach zurückversetzt hat in die Zeit, als er noch Außenminister war. Ja, die üblich gewordenen Phrasen von Außengrenzen und dem Geschäftsmodell der Schlepper fielen auch hier – blieben in dem überfüllten großen Saal des Konferenzzentrums aber Randnotiz.

Ja, die wichtigste Frage der Union sei derzeit nicht die Migration, stimmt Kurz einer Aussage des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen zu: Das sei, den Brexit ordentlich abzuwickeln. „Wenn ich mir eines zum Geburtstag wünschen darf: dass wir einen harten Brexit verhindern können.“