Seit Beginn der Ukraine-Offensive ist Russland zunehmend international isoliert und so versucht es nun, die diplomatischen und sicherheitspolitischen Beziehungen zu afrikanischen Staaten zu stärken. Am Donnerstag und Freitag richtet Kremlchef Wladimir Putin in seiner Geburtsstadt St. Petersburg einen Russland-Afrika-Gipfel aus.

17 statt 45 Staatschefs kommen heuer

Der Zustrom dorthin ist aber überschaubar: Lediglich 17 Staats- und Regierungschefs werden es am Donnerstag sein, 32 Länder schicken lediglich hochrangige Beamte nach St. Petersburg. Russland warf dem Westen postwendend vor, die Veranstaltung zu sabotieren – ohne dafür Beweise vorzulegen. 2019 beim Russland-Afrika-Gipfel waren es noch 45 Staats- und Regierungschefs.

Russland, das seit Jahren am afrikanischen Kontinent präsent ist, will mit dem Gipfel die Beziehungen zu den afrikanischen Ländern vertiefen und dabei auch Sorgen zerstreuen, die es mit der Aufkündigung des Getreideabkommens mit der Ukraine speziell in Afrika verursacht hat. Der Kreml teilte am Dienstag mit, dass bei einem Arbeitsessen mit einer "Gruppe afrikanischer Staatschefs" die Lage in der Ukraine erörtert werden solle. Weitere Themen des Gipfels sollen demnach wirtschaftliche Zusammenarbeit, Energie, Sicherheit, Bildung und Gesundheit sowie Ernährung sein.

Seit Beginn der Ukraine-Offensive bemüht sich Russland zunehmend um engere Beziehungen zu Afrika. Der russische Außenminister Sergei Lawrow betonte in diesem Jahr bei mehreren Auslandsreisen Russlands Gegnerschaft gegen "westlichen Imperialismus" und versuchte, damit Staatschefs zur Unterstützung Moskaus zu gewinnen. Russland entwickle in Afrika "freundschaftliche, konstruktive Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt beruhen", betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Überschattet wird der Gipfel vom Ende des Abkommens über den Export von Getreide über ukrainische Schwarzmeer-Häfen. Nach Beginn der russischen Offensive in der Ukraine Ende Februar 2022 hatten die UNO und die Türkei das Abkommen im Juli 2022 vermittelt. Es ermöglichte der Ukraine die Ausfuhr von fast 33 Millionen Tonnen Getreide über das Schwarze Meer auf den Weltmarkt und trug dazu bei, die globalen Lebensmittelpreise zu stabilisieren und Engpässe auch in Afrika abzuwenden.

Afrikanische Union ruft zu Lösung auf

Russland erklärte das Abkommen aber am Montag vergangener Woche für beendet und begründete dies mit von ukrainischer Seite nicht eingehaltenen Absprachen. Die Afrikanische Union (AU) hatte Russlands Rückzug "bedauert" und rief die Beteiligten zu einer Lösung auf.

Am Freitag äußerte Russland Verständnis für die Sorgen vor allem in Afrika und versprach, Lieferungen an bedürftige Länder sicherzustellen. Russland sei "ohne jeden Zweifel" in der Lage, "ukrainisches Getreide auf kommerzieller Basis und kostenfrei zu ersetzen, zumal wir dieses Jahr eine weitere Rekordernte erwarten", erklärte Putin am Montag in einem vom Kreml veröffentlichten Artikel mit dem Titel: "Russland und Afrika: Gemeinsame Anstrengungen für Frieden, Fortschritt und eine blühende Zukunft".