Am Samstag wäre für Tino Chrupalla eigentlich ein gemeinsamer Auftritt mit dem Vorsitzenden seiner Partei in Bayern auf dem Programm gestanden. Dass der AfD-Chef aus Berlin in den Süden Deutschlands kommt, sollte den in den Umfragen ohnehin schon bei 13 Prozent liegenden Rechtspopulisten unmittelbar vor dem Urnengang am Sonntag nochmals Schub verleihen.

Doch Chrupalla fällt für den Wahlkampf-Endspurt in Bayern aus. Nach einer Veranstaltung in Ingolstadt wurde der 48-Jährige am Mittwochnachmittag in ein Spital eingeliefert, um dort intensivmedizinisch behandelt zu werden. Donnerstagabend konnte Chrupalla das Krankenhaus wieder verlassen. "Tino Chrupalla konnte mittlerweile Ingolstadt verlassen und wird sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben", teilte die AfD am Donnerstagabend mit. Der 48-Jährige habe an "starken Schmerzen und Übelkeit" gelitten, so die Partei weiter.



Über das, was in Ingolstadt vorgefallen ist, gab es am Tag danach ganz unterschiedliche Erzählungen. So sprach die AfD von einem "tätlichen" Vorfall und einer Einstichstelle an Chrupallas Körper. In den sozialen Medien kursierten in AfD-nahen Kreisen zudem Berichte über eine zwei Zentimeter große Nadel, die nach dem Vorfall gefunden wurde. Laut einem Polizeisprecher gab es dagegen zunächst noch keine Hinweise auf eine offensichtliche Verletzung des AfD-Chefs.

Chrupalla, der sich den Parteivorsitz seit knapp einem Jahr mit Alice Weidel teilt, war im Jahr 2019 zum Parteichef gewählt worden. Politische Schlagzeilen hatte der selbstständige Malermeister erstmals bei der Bundestagswahl 2017 gemacht, als er seinen Wahlkreis direkt gewann und sich dabei gegen den CDU-Politiker Michael Kretschmer, den heutigen sächsischen Ministerpräsidenten, durchsetzte. Chrupalla steht für den rechten Flügel der AfD und tritt offensiv gegen die "multikulturelle Zustände" in Deutschland auf.

Unter Chrupallas und Weidels Führung grenzt sich die AfD nicht zuletzt im Umgang mit Russland demonstrativ von der Ampel-Koalition in Berlin ab. So lehnt die traditionell kremlfreundliche Partei Waffenlieferungen an die von Russland überfallene Ukraine ab und macht sich für ein Ende der Sanktionen gegen Moskau stark.