Für Srettha Thavisin war es ohne Zweifel ein großer Tag. Knapp drei Monate nach den Wahlen in Thailand wurde der 60-jährige Wirtschaftsmagnat von beiden Parlamentskammern zum Regierungschef gekürt. Thavisin tritt damit jenen Posten an, den das Militär verweigert hatte – Wahlsieger war Pita Limjaroenrat von der progressiven Partei MFP.
Dass es der zweitplatzierten Partei Pheu Thai und ihren konservativen Koalitionspartnern am Dienstag gelungen ist, einen neuen Premier zu installieren, ging im Strudel der Ereignisse dennoch fast unter. Denn nur wenige Stunden vor Thavisins Wahl war auf dem Bangkoker Flughafen Don Mueang der frühere Regierungschef Thaksin Shinawatra unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Exil verhaftet worden.

Thaksin, der von seinen Anhängern stürmisch begrüßt wurde, hatte Thailand vor 15 Jahren verlassen, um einer mehrjährigen Gefängnisstrafe zu entgehen. Zwei Jahre davor hatte das Militär den Gründer von Pheu Thai unter dem Vorwurf der Korruption, des Machtmissbrauchs und der Illoyalität gegenüber der Monarchie gestürzt. Der heute 74-jährige Milliardär hatte die Anschuldigungen gegen ihn dagegen stets als politisch motiviert bezeichnet.

Schreckgespenst der alten Elite

Thaksin war in seiner von 2001 bis 2006 währenden Amtszeit zum Schreckgespenst des militärischen und royalistischen Establishments geworden. Mit populistischen Maßnahmen wie etwa direkten Geldzahlungen und der Förderung von Kleinunternehmern sicherte sich der Telekom-Tycoon vor allem die Unterstützung der ärmeren Bevölkerung, die ihm bis heute die Treue hält. Von 2011 bis zu ihrer Absetzung durch das Militär 2014 setzte Thaksins Schwester Yingluck Shinawatra seine Politik fort.


Was hinter Thaksins Rückkehr steckt, ist noch nicht völlig klar. Am Dienstag machten aber bereits Gerüchte die Runde, dass der ehemalige Polizist sich mit seinen Feinden arrangiert und einen Deal mit der alten Machtelite abgeschlossen hat. Thaksin selbst hat das bisher ebenso kategorisch abgestritten wie eine Einflussnahme auf die Regierungsbeteiligung seiner Partei. In jedem Fall dürfte Thaksin nicht allzu lange im Gefängnis bleiben müssen. Wegen seiner gesundheitlichen Probleme könnte der 74-Jährige bereits in wenigen Monaten begnadigt werden.