"Sie wollten mich töten", schreibt Francisco Tamariz auf X (vormals Twitter). Die Beweislage spricht eine klare Sprache. Auf das Auto des Bürgermeisters einer Stadt im Westen Ecuadors wurde ein Anschlag mit 30 Schüssen verübt. Tamariz und seine ebenfalls im Auto sitzende Frau blieben aber unverletzt.

Erste Wahlrunde ist geschlagen

Damit spitzt sich die Gewaltspirale in Ecuador weiter zu. Im Zuge der Präsidentschaftswahl wurde bereits der aussichtsreiche Kandidat Fernando Villavicencio Anfang August bei einer Wahlkampfveranstaltung erschossen. Die Täter dürften wie im aktuellen Fall aus dem Drogenkartell stammen.

Währenddessen ging am Sonntag die erste Runde der Wahl über die Bühne. Nach dieser gehen die linksgerichtete Kandidatin Luisa Gonzalez und der Geschäftsmann Daniel Noboa in die zweite Runde. Nach Auszählung von mehr als 70 Prozent der Stimmen lag die 45-jährige Gonzales mit 33 Prozent deutlich vorn, wie die Wahlkommission am Sonntag (Ortszeit) in der Hauptstadt Quito mitteilte. Der 35 Jahre alte Noboa, Sohn des Unternehmers und früheren Präsidentschaftskandidaten Alvaro Noboa, kam demnach überraschend auf 24 Prozent.

Stichwahl im Oktober

"Wir feiern, weil wir Geschichte schreiben, obwohl so viele von uns ignoriert wurden. Heute beginnen wir, eine andere Geschichte zu zeichnen", sagte Gonzalez vor Anhängern bei einer Veranstaltung im Süden Quitos. Gonzales gilt als Schützling des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa. Noboa erklärte, das ecuadorianische Volk habe gewonnen. "Der Kandidat der Jugend, der Menschen, die Hoffnung suchen, die Ecuador verändern wollen, hat gesiegt." Er freue sich auf die Stichwahl gegen Gonzalez, die für den 15. Oktober angesetzt ist.

Alle acht Bewerber für das Amt des Staatschefs hatten mit Versprechen für sich geworben, gegen die Organisierte Kriminalität vorzugehen, und traten im Wahlkampf teils in kugelsicheren Westen auf. Das südamerikanische Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern kämpft mit einer zunehmenden Welle der Gewalt und dem wachsenden Einfluss von Drogenkartellen.

Im Jahr 2022 gab es in Ecuador 26 Mordfälle pro 100.000 Einwohner. Damit hat das Land Mexiko, Kolumbien und Brasilien überholt. Am späten Freitagabend überlebte der Bürgermeister der Küstenstadt La Libertad im Westen Ecuadors nach eigenen Angaben einen Mordanschlag. Am Montag davor erschossen Unbekannte im Norden des Landes einen Lokalpolitiker der Partei Bürgerrevolution von Correa.