Der stellvertretende britische Regierungschef Dominic Raab will Mobbingvorwürfe gegen sich von einer unabhängigen Kommission prüfen lassen. Er habe eine entsprechende Bitte schriftlich an Premierminister Rishi Sunak gestellt, teilte der konservative Politiker am Mittwoch mit. Es gehe dabei um zwei förmlich gegen ihn vorgebrachte Vorwürfe.

Vizepremierminister unter Druck

Raab steht seit Tagen unter Druck. Mehrere Medien berichteten unter Berufung auf ehemalige Mitarbeiter von einem schroffen Ton und sogar einer "Kultur der Angst" in den von ihm geleiteten Ministerien. Erst am Dienstag hatte der einst höchste britische Beamte Simon McDonald Raabs Führungsstil als "herabwürdigend und aggressiv" bezeichnet.

Raab wies die Vorwürfe vehement zurück. "Ich werde die Behauptungen samt und sonders entkräften und widerlegen", sagte er am Mittwoch im Parlament. Er vertrat dort den beim G20-Gipfel in Bali weilenden Premierminister Rishi Sunak in der wöchentlichen Fragestunde. Die Vizechefin der oppositionellen Labour-Partei Angela Rayner hatte ihn zuvor aufgefordert, sich angesichts der Vorwürfe zu entschuldigen und ihm einen Rücktritt nahegelegt.

Mehrjährige Kabinettserfahrung

Raab blickt inzwischen auf eine mehrjährige Kabinettserfahrung zurück. Er wurde zunächst von der früheren Premierministerin Theresa May zum Brexit-Minister ernannt. Unter Mays Nachfolger Boris Johnson wurde er von 2019 bis 2021 Außenminister, später Justizminister und Vizepremier. Sunak berief den 48-Jährigen nach seiner Kür zum Premier wieder auf diese beiden Posten.

Heikel für Raab ist, dass er ausgerechnet am Mittwoch für den beim G20-Gipfel in Bali weilenden Premier bei der wöchentlichen Fragestunde im Unterhaus Rede und Antwort stehen muss. Die Opposition dürfte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und ihn weiter unter Druck setzen. Er ist bereits das zweite Kabinettsmitglied Sunaks, das wegen Mobbingvorwürfen in Bedrängnis gerät.

In der vergangenen Woche hatte bereits Staatsminister Gavin Williamson wegen ähnlicher Vorwürfe seinen Hut nehmen müssen.