Sie verändert die Stadtlandschaft, um sie fußgänger- und radfahrerfreundlicher zu machen, den Autoverkehr zu reduzieren und die Luft zum Atmen sicherer zu machen“, schreibt der frühere US-Vizepräsident Al Gore Ende 2020 im "Time"-Magazin. Gemeint ist die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die im Kampf gegen Autos und Luftverschmutzung nun einen Meilenstein verbuchen konnte: In der Stadt gilt ab sofort Tempo 30 - nur eine Maßnahme in einem umstrittenen Paket gegen die Autolawinen.

Doch Durchsetzungsvermögen bewies Hidalgo schon ihr Leben lang: Geboren in Spanien kam sie als Ana María Hidalgo Aleu mit zwei Jahren nach Frankreich, wo sie in einem Arbeiterviertel in Lyon aufwuchs. Wie ihre Familie sprach sie zunächst kein Wort Französisch: „Ich habe mein Leben lang doppelt so viel arbeiten müssen, weil ich eine Frau und eine Einwanderin bin.“ Als sie 14 Jahre alt war erhält die Familie die französische Staatsbürgerschaft, ihr Vorname wurde in das französische Anne geändert. Nach dem Sozialrecht-Studium zog es sie in die Hauptstadt, in "die Stadt, von der ich immer träumte." Dort erkannte die Inspektorin des Arbeitsrechts die Notwendigkeit des Feminismus, ihr Türöffner in die Politik.

Selbst nach etwa 20 Jahren in politischen Ämtern ist Hidalgo, auch nach Eigeneinschätzung, relativ unbekannt: „Ich habe mir meinen Weg gebahnt, aber so, dass die anderen mich nicht haben kommen sehen.“ Am 5. April 2014 wurde sie zur ersten Pariser Bürgermeisterin gewählt und 2020 im Amt bestätigt. Das jetzt in Kraft getretene Maßnahmenpaket stößt freilich auch auf Widerstand, vor allem in den weniger gut angebundnen Randbezirken sieht man sie als Ideologin. Trotzdem will die 62-jährige ihren Plan zur grünen Verkehrswende durchziehen, ungeachtet der Popularität einzelner Maßnahmen.

Für die einen weltfremd, sieht Al Gore Hidalgo als eine Vorreiterin in Sachen Klimaschutz: „Sie ist eine visionäre Führungspersönlichkeit, die zeigt, wie lokale Maßnahmen zur Lösung der Klimakrise beitragen.“