In der Morgendämmerung des 22. Juni 1941 bricht an der Grenze zur Sowjetunion die Furie des Krieges los. Das „Unternehmen Barbarossa“: Mehr als drei Millionen Soldaten der deutschen Wehrmacht, mit 3600 Panzern und 600.000 Fahrzeugen verlassen ihre in den letzten Wochen unter Geheimhaltung bezogenen Bereitstellungsräume und fallen ohne Kriegserklärung in das Reich des roten Zaren Josef Stalin ein. Wenige Stunden zuvor war noch eine Lieferung Weizen per Eisenbahntransport über die Grenze Richtung Deutschland gerollt. Denn die Sowjetunion gilt bis zu diesem Morgen als Bündnispartner.

Zwar hatten sich Nationalsozialisten und Kommunisten immer als unversöhnliche politische Gegner verstanden, doch 1939, als Diktator Adolf Hitler sein Drittes Reich auf Kriegskurs einschwört, findet er sich mit Josef Stalin, dem grausamen Diktator der Sowjetunion, zu einer so spontanen wie überraschenden Partnerschaft zusammen. Im Kreml besiegelt am 23. August der nach Moskau geeilte deutsche Außenminister Joachim Ribbentrop im Beisein Stalins einen zehnjährigen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Nebenbei vereinbart man in einem Geheimabkommen die Aufteilung Polens, das Hitler anzugreifen gedenkt. Der Pakt mit Stalin ermöglicht den Deutschen einen Angriff auf Polen, ohne mit einer Konfrontation mit der Roten Armee rechnen zu müssen. Außerdem sichert die Sowjetunion die Lieferung notwendiger Rohstoffe zu. Stalin ermöglicht Hitler erst, mit seinen Angriffskriegen Europa in Brand zu setzen. Zwei Diktatoren mit Blut an den Händen haben sich gefunden. Vorerst.

Nach dem Sieg im Westen, der Kapitulation Frankreichs, nach der Niederlage im Luftkrieg gegen England und der Unbeugsamkeit der Briten, wendet sich Hitler seinem Bundesgenossen zu, den er wieder zum Erbfeind erhebt. Ende Juli 1940 beginnen die Planungen eines Angriffskrieges gegen die Sowjetunion unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“, eine Bezeichnung in Anlehnung an den Stauferkaiser Friedrich I., der den Beinamen „Barbarossa“ erhielt und der Sage nach im „Kyffhäuser“ schläft. Per Weisung Nr. 21 befiehlt der ehemalige Gefreite und nunmehrige Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht, bis Mai 1941 den Krieg vorzubereiten. Um neuen Lebensraum im Osten zu schaffen, wie er sagt, um den „jüdischen Bolschewismus“ zu bekämpfen. Von vornherein steht fest, dass es ein rassistischer Vernichtungsfeldzug wird, bei dem alle Regeln des Krieges aufgehoben sind. „Jede Kampfhandlung muss in Anlage und Durchführung von dem eisernen Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feindes geleitet sein“, schärfte Hitler seinen Generälen ein.


Josef Stalin ignoriert die Warnungen vor dem bevorstehenden Angriff und glaubt selbst in den ersten Tagen des Überfalls noch an einen Irrtum. Anfang Juli ruft er aber zum „Großen Vaterländischen Krieg“ auf. Derweilen die deutschen Armeen tief in die Sowjetunion vorstoßen, Millionen Rotarmisten in Kesselschlachten gefangen nehmen. Propagandaminister Joseph Goebbels wählte für die Ankündigungen der Sondermeldungen aus dem Oberkommando der Wehrmacht über die Siege im Osten eine besonders wuchtige Melodie aus „Les Preludes“ von Franz Liszt.
Vorerst gibt es nur Erfolge zu vermelden. Von vernichteten sowjetischen Armeen, eroberten Städten, Tausenden zerstörten Flugzeugen des Gegners. Die Propaganda der Nazis verschweigt, was sich hinter den kämpfenden Truppen ereignet. Das Wüten von SS-Chef Heinrich Himmlers Einsatzgruppen, die Juden, Roma, Sinti, Kommunisten – Männer, Frauen und Kinder – massenweise massakrieren. Mit Wissen und Unterstützung der Wehrmacht.

Wehrmachtssoldaten in der Sowjetunion
Wehrmachtssoldaten in der Sowjetunion © imago stock&people (imago stock&people)



Binnen Wochen sind Hitlers Generäle überzeugt, der Krieg ist gewonnen. „Es ist also wohl nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, dass der Feldzug gegen Russland innerhalb von 14 Tagen gewonnen wurde“, sagt der Generalstabschef des Heeres, Franz Halder. Panzerspitzen erreichen im Dezember einen Vorort von Moskau, die Gegenoffensive der Roten Armee stoppte den Vormarsch. Der Plan zur Eroberung von Moskau ist gescheitert. Zuerst der Schlamm, dann der eisige Winter, für den die Ausrüstung fehlt, bringen die deutschen Truppen ins Wanken. Hitler lässt seine Armeen in den Süden schwenken, begründet das mit notwendiger Kriegswirtschaft. Man erobert die Krim, die Ölgebiete, dringt nach Stalingrad vor und erleidet mit der Vernichtung der 6. Armee eine verheerende Niederlage. Der „Führer“ erübrigt weder für den Feind, noch für das Leid der eigenen geschundenen Soldaten Mitleid.
Der Vernichtungskrieg mündet in einem kontinuierlichen Rückzug, bei welchem nur verbrannte Erde hinterlassen wird. Ende April 1945 erobern Stalins Soldaten Berlin, Hitler erschießt sich in seinem Bunker.