Angesichts der hohen Zahl von Covid-19-Kranken in den friaulischen Seniorenheimen haben die Behörden der Region Friaul Julisch Venetien beschlossen, infizierte Patienten auf ein Quarantäneschiff zu verlegen. Damit soll die Verbreitung des Virus in den Heimen verhindert werden. Das Schiff "GNV Azzurra" wird heute in Triest eintreffen.

In einer ersten Phase sollen 50 Patienten im Schiff untergebracht werden.

Die von der italienischen Reederei Grandi Navi Veloci (GNV) betriebene Fähre hat insgesamt 517 Kabinen und bietet im Normalbetrieb bis zu 2.180 Passagieren Platz. Grandi Navi Veloci transportiert an sich Autos und Passagiere über das Mittelmeer zwischen Italien, Spanien, Tunesien, Frankreich, Marokko und den Inseln Sizilien und Sardinien.

Quarantäneschiffe auch in Palermo und Genua

Vor Palermo ist bereits ein Quarantäneschiff für Migranten eingerichtet worden, die in Italien landen wollen. An Bord befinden sich zurzeit 180 Migranten. Ein Krankenhausschiff liegt auch im Hafen Genua am Anker.

Sorge in Kärntens Nachbarregion

In Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien wächst die Sorge wegen der zunehmenden Zahl von Corona-Infizierten in Seniorenheimen. Kritische Situationen wurden vor allem aus Altersheimen in Triest gemeldet, berichtete der friaulische Gesundheitsbeauftragte Riccardo Riccardi.

In Triest musste ein Altersheim geräumt werden, weil die rund 40 Patienten positiv auf Covid-19 getestet wurden. Dutzende Infizierte wurden auch unter den 110 Patienten eines weiteren Heims gemeldet. Infiziert wurden auch zwei Ärztinnen, die in Seniorenheimen arbeiteten, eine davon liegt in kritischem Zustand im Krankenhaus.

Friaul zählt circa 170 Seniorenheime mit 11.000 Betten. Die Staatsanwaltschaft von Triest leitete eine Untersuchung ein. Die Gewerkschaften sprachen von "Notstand" und forderten die Einrichtung einer Taskforce, die sich mit der Lage der Seniorenheime in der Region befasse.

Warum nicht in Hotels unterbringen?

Der Beschluss, ein Quarantäneschiff für infizierte Senioren einzurichten, löste allerdings auch Kritik aus. Laut Oppositionsparteien im friaulischen Regionalparlament hätten die Kranken in Hotels untergebracht werden können.

Die Zahl der Covid-19-Todesopfer in Friaul ist seit Beginn der Epidemie in Italien am 20. Februar auf mehrere Hundert geklettert. Die Zahl der Infizierten liegt bei rund 3000, geht aus Angaben des italienischen Zivilschutzes hervor.

Razzien in Heimen am Mittwoch

Die italienischen Carabinieri haben am Mittwoch großangelegte Kontrollen in mehreren Seniorenheimen in ganz Italien gestartet. Mehrere Heime wurden gründlich kontrolliert, dabei wurden "gravierende Unregelmäßigkeiten" in Sachen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus festgestellt, teilten die Carabinieri mit.

Über 7.000 Bewohner italienischer Altersheime sind seit dem 1. Februar verstorben. Die Todesfälle entsprechen sieben Prozent aller Senioren, die in italienischen Altersheimen leben - circa 80.000 Menschen. Die Gesundheitsbehörden beklagten den Mangel von Schutzmaterial in den Einrichtungen zu Beginn der Epidemie, zudem seien zu wenig Abstriche durchgeführt worden.

Seniorenheime auch in Großbritannien gefährdet

Auch aus Großbritannien wurden zuletzt Tausende Todesfälle in Pflegeheimen bekannt. Allein in England und Wales starben 4.343 Heimbewohner in zwei Wochen (10. bis 24. April), wie die nationale Statistikbehörde ONS am Dienstag mitteilte. Die Betreiber der Einrichtungen fürchten, dass der Höhepunkt der Pandemie in ihren Häusern noch nicht erreicht ist. In den Heimen nehme die Zahl der Toten deutlich zu, warnten sie.

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