Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) und der US-Auslandsgeheimdienst CIA haben offenbar jahrzehntelang mehr als einhundert Länder ausspioniert. Das berichtete das ZDF am Dienstag. Der Sender hatte gemeinsam mit der „Washington Post“ und dem Schweizer Fernsehen SRF recherchiert.

Im Mittelpunkt der Affäre steht dem Bericht zufolge die Schweizer Firma Crypto AG. Sie habe vielen Staaten vermeintlich abhörsichere Kommunikations- und Verschlüsselungstechnik verkauft. Was niemand wusste: BND und CIA waren ab 1970 jeweils zur Hälfte Eigentümer der Crypto. So sei es gelungen, den Staaten manipulierte Technologie zu verkaufen und dann vermeintlich sichere Kanäle abzuhören.

"Flächendeckend mitgelesen"

Die Medien werteten rund 280 Seiten an unveröffentlichten Dokumenten aus, die von BND- und CIA-Mitarbeitern über die von 1970 bis 1993 laufende Operation verfasst wurden. „Diplomatische und militärische Verkehre vieler wichtiger Länder der Dritten Welt, aber auch europäischer Staaten (...) konnten (...) flächendeckend mitgelesen werden“, heißt es demnach in den Unterlagen. Die sogenannte Operation Rubikon werde als „eine der erfolgreichsten nachrichtendienstlichen Unternehmungen der Nachkriegszeit“ bezeichnet.

Von Chile bis zum Falkland-Krieg

So wurde etwa in Saudi-Arabien und im Iran großflächig mitgehört, auch während der Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran im Jahr 1979. Die Dokumente belegten außerdem zum ersten Mal, dass BND und CIA frühzeitig über den Sturz des sozialistischen, chilenischen Präsidenten Salvador Allende 1973 und schwere Menschenrechtsverletzungen durch die argentinische Militär-Junta informiert gewesen seien. Von Deutschland und den USA weitergeleitete entschlüsselte Funksprüche der argentinischen Marine hätten außerdem 1982 entscheidend zum Sieg Großbritanniens im Falklandkrieg gegen Argentinien beigetragen. 

Der BND teilte auf ZDF-Anfrage mit, er nehme „zu Angelegenheiten, welche die operative Arbeit betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“.