Nach der gezielten Tötung eines mutmaßlichen Jihadistenführers im Gaza-Streifen ist es am Dienstag zu einem massiven Raketenbeschuss gekommen. Wie israelische Medien berichten, wurden über 50 Raketen abgefeuert, von denen 20 abgefangen worden seien. Die Armee hatte zuvor in Gazastreifen den Kommandanten der Gruppe Islamischer Jihad, Baha Abu al-Ata getötet.

Syrische Staatsmedien berichteten zudem, dass die israelische Luftwaffe auch das Haus eines Jihad-Anführers in Damaskus angegriffen habe. Zwei Raketen hätten am frühen Dienstagvormittag einen Wohnsitz vonAkram Al-Ajuri getroffen, meldete die staatliche syrische Agentur Sana. Neben Al-Ajuris Sohn sei auch eine zweite Person ums Leben gekommen. Demnach wurden zehn Menschen verletzt. Israels Armee kommentiere die Berichte nicht, sagte ein Militärsprecher in Tel Aviv.

Bei einem weiteren gezielten Luftangriff der israelischen Armee im nördlichen Gazastreifen wurde mindestens ein weiterer militanter Palästinenser getötet. Nach Militärangaben waren zwei Aktivisten des Islamischen Jihad auf einem Motorrad unterwegs. Sie hätten einen Raketenangriff auf Israel vorbereitet.

Medienberichten zufolge war vor allem die nahe am Gazastreifen gelegene Stadt Sderot und ihr Umfeld von den Raketenangriffen betroffen. Eine Rakete soll direkt in ein Haus in Netivor eingeschlagen haben. Das Gebäude sei schwer beschädigt worden, es sei aber niemand verletzt worden. Das israelische Fernsehen zeigte auch ein Video, auf dem zu sehen war, wie eine Rakete dicht neben fahrenden Autos auf einer Schnellstraße nahe Gan Javne südlich von Tel Aviv einschlug. Dabei sei ein Mann leicht verletzt worden.

Nach Angaben von Sanitätern schwebte ein achtjähriges israelisches Mädchen nach einem Raketenangriff in Lebensgefahr. Sie habe das Bewusstsein verloren, nachdem Warnsirenen in Kholon südlich von Tel Aviv heulten, hieß es in einer Mitteilung. Sanitäter hätten sie wiederbelebt und in ein Krankenhaus gebracht. Sie sei in kritischem Zustand.

Israel stellt sich auf weitere Eskalation ein

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, dass die Auseinandersetzungen mit den militanten Palästinensern "eine gewisse Zeit dauern" könnten. Nun seien "ein kühler Kopf und Durchhaltevermögen" gefragt. Die Zeitung "Haaretz" berichtete, dass sich Israel auf eine weitere Eskalation vorbereite, der Schulunterricht und alle nicht notwendigen Arbeiten in den vom Raketenbeschuss betroffenen Gebieten seien unterbrochen, schrieb die Tageszeitung "Haaretz". Die Lokalbehörden hätten Schutzräume geöffnet.

Die israelischen Streitkräfte stellten sich nun auf mehrtägige Auseinandersetzungen ein, sagte Armeesprecher Jonathan Cornicus. Er betonte, dass der Angriff auf Baha Abu al-Ata keine Rückkehr zur umstrittenen Politik gezielter Tötungen von Feinden Israels darstelle. "Dieser israelische Angriff ist kein Hinweis auf einen Wechsel in der israelischen Politik", so Cornicus. Dies sei eine einzigartige Aktion gewesen, um "eine direkte Bedrohung" abzuwenden.

Palästinensischer Botschafter in Wien protestiert

Der palästinensische Botschafter in Wien, Salah Abdel Shafi, widersprach der Darstellung Israels und kritisierte, dass Baha Abu al-Ata und seine Frau "außergerichtlich (...) hingerichtet" worden seien. "Israel versucht, Methoden wie gezielte Tötungen als einen Akt der Selbstverteidigung darzustellen. Vielmehr handelt es sich jedoch um die Tat einer Besatzungsmacht, die einen ohnehin brüchigen Waffenstillstand zum wiederholten Male scheiten lässt", kritisierte Shafi.

EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte die beiden Konfliktparteien zu einer "schnellen und völligen Deeskalation" auf. "Das Abfeuern von Raketen auf die Zivilbevölkerung ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören", betonte Mogherini in einer Stellungnahme, in der zwar der Angriff Israels auf den Anführer des Islamischen Jihad erwähnt, aber nicht bewertet wurde.