Knapp zwei Wochen nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Syrien empfängt der russische Präsident Wladimir Putin an diesem Dienstag seinen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan zu Gesprächen. Bei den Verhandlungen in Sotschi am Schwarzen Meer soll es nach Kreml-Angaben um eine Normalisierung der Lage im Nordosten des Landes gehen.
Dort gilt noch bis Dienstagabend eine Feuerpause, die der von den Türken bekämpften Kurdenmiliz YPG den Rückzug ermöglichen soll. Russland hatte nach dem vom Westen verurteilten Einmarsch wiederholt Verständnis gezeigt für die Sicherheitsinteressen der Türkei.
Zugleich äußerte sich Moskau besorgt darüber, dass im Zuge der Kämpfe in den Kurdengebieten die dort in Lagern gefangenen islamistischen Terroristen freikämen. Auch über diese Gefahr sollen Erdogan und Putin bei ihrem Arbeitstreffen beraten, wie der Kreml mitteilte. Dem Vernehmen nach kommen die beiden Staatschefs am Nachmittag zusammen.
Ziel sei es, den Prozess für eine politische Lösung des Konflikts weiter voranzubringen. Dazu soll in der kommenden Woche in Genf (30. Oktober) erstmals auch der neue Verfassungsausschuss für Reformen in Syrien tagen. Das Komitee besteht aus Vertretern der syrischen Regierung um Machthaber Bashar al-Assad und der Opposition.
Russland und die Türkei organisieren gemeinsam mit dem Iran seit 2017 im so bezeichneten Astana-Format Friedensgespräche für eine Lösung des Syrien-Konflikts. Benannt ist das Format nach Astana, der Hauptstadt der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan. Die Stadt in Zentralasien heißt inzwischen Nur-Sultan. Im Syrien-Konflikt steht Russland auf der Seite der Regierung von Assad und tritt zugleich als Vermittler für alle Gruppen auf. Die Türkei dagegen unterstützt die syrische Opposition.