Die Suche nach einem Nachfolger für die britische PremierministerinTheresa May hat offiziell begonnen. Ein knappes Dutzend Politiker der regierenden Konservativen will sich um den Posten als Chef der Partei bewerben - und damit auch um das Amt des Premiers. Jeder Kandidat, jede Kandidatin braucht die Unterstützung von mindestens acht Abgeordneten.

Die Nominierungen wurden bis  18.00 Uhr (MESZ) entgegengenommen. May hatte im Zuge des Brexit-Streits am Freitag ihr Amt als Parteichefin aufgegeben. Ihr war es nicht gelungen, das Parlament oder auch nur ihre eigene Partei auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen.

Als einer der Favoriten für ihre Nachfolge gilt der Brexit-Hardliner und frühere Außenminister Boris Johnson. Er ist zwar als Chefdiplomat in viele Fettnäpfchen getreten. Ihm wird aber zugetraut, Brexit-Wähler, die sich von den Konservativen abgewendet haben, zurückzugewinnen.

Boris Johnson
Boris Johnson © APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Johnson hatte schon am Sonntag für einen Paukenschlag gesorgt: Er drohte der Europäischen Union, die für den Brexit vereinbarten britischen Zahlungen an die EU in Höhe von 39 Milliarden Pfund (rund 44 Milliarden Euro) zurückzuhalten. Dabei handelt es sich etwa um langfristige Lasten wie Pensionszahlungen für EU-Beamte. Johnson sagte der "Sunday Times", er würde das Geld so lange nicht bezahlen, bis es bessere Bedingungen und "mehr Klarheit" über das weitere Vorgehen gebe. Seine Äußerungen stießen auf Protest in Brüssel. Er kündigte zudem im "Telegraph" an, dass gut verdienende Briten künftig weniger Steuern zahlen sollten.

Chancen auf Mays Posten werden auch Außenminister Jeremy Hunt eingeräumt.

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Die Aussichten für Umweltminister Michael Gove dürften sich hingegen verschlechtert haben: Er gab auf Druck am Wochenende zu, vor mehr als 20 Jahren Kokain bei verschiedenen Gelegenheiten konsumiert zu haben - und wurde dafür von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. Er selbst räumte einen großen Fehler ein, wollte sich aber dennoch um Mays Nachfolge bewerben.

Michael Gove
Michael Gove © APA/AFP/TOLGA AKMEN

Das Auswahlverfahren ist zweigeteilt. Zunächst wird das Feld der Bewerber von den Tory-Abgeordneten in mehreren Wahlgängen auf zwei reduziert. Diese beiden müssen sich dann zu einer Stichwahl den Parteimitgliedern stellen. Bis Ende Juli soll ein Sieger feststehen.