Ermittler haben im Haus des abgesetzten sudanesischen Langzeitpräsidenten Omar al-Bashir rund sieben Millionen Euro Bargeld gefunden. Es sei daher ein Verfahren wegen Verdachts auf Korruption und Geldwäsche eröffnet worden, erklärte ein ranghoher Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in Khartum.

Nun würden weitere Durchsuchungen bei anderen Mitgliedern von Al-Bashirs früherem Führungszirkel durchgeführt, sagte er weiter. Der Mitarbeiter wollte nicht namentlich genannt werden. Ermittler fanden demnach bei der Durchsuchung von Bashirs Residenz rund 6,7 Millionen Euro, 350.000 US-Dollar und etwa 5 Millionen sudanesische Pfund (etwa 90.000 Euro).

Korruptes System trockenlegen

Der Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft erklärte am Samstagabend, die Ermittlungen seien Teil der Bemühungen der Militärführung, Bashirs korruptes System trocken zu legen. In den vergangenen Tagen wurden bereits mehrere prominente Politiker der Regierungspartei NCP verhaftet.

Die Demonstranten im Sudan hatten zuvor weitere Verhandlungen mit dem regierenden Militärrat über die Machtübergabe an eine Zivilregierung an. Es sei vereinbart worden, die Gespräche fortzusetzen, sagte einer der Protestanführer, Siddiq Youssef, nach einem Treffen mit dem Militärrat am Samstagabend. Es solle eine Einigung gefunden werden, "die beide Seiten zufriedenstellt, so dass die Übergabe der Macht friedlich erfolgt", sagte Youssef.

Die Anführer der Proteste hatten am Freitag angekündigt, am Sonntagabend einen sogenannten Zivilrat zu bilden, der den Militärrat ersetzen soll. Ob dieses Vorhaben angesichts der laufenden Verhandlungen umgesetzt wird, blieb zunächst offen. Ein Vertreter des Berufsverbands SPA, der sich an die Spitze der Protestbewegung gestellt hat, hatte vor den Gesprächen am Samstagabend angekündigt, die Einsetzung des Zivilrats zu verschieben, falls die Armee zu Verhandlungen bereit sei.

Übergangregierung einsetzen

Der Zivilrat soll nach dem Willen der Protestanführer für vier Jahre eine Übergangsregierung einsetzen, die nach Ablauf ihres Mandats Parlamentswahlen organisieren soll. "Wir wollen, dass der Sudan von Zivilisten regiert wird und von der Militärherrschaft befreit wird", sagte der Demonstrant Ehsan Abdallah, der mit tausenden Mitstreitern am Samstag weiter vor dem Armee-Hauptquartier in Khartum ausharrte.

Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef Omar al-Bashir nach monatelangen Massenprotesten vom Militär gestürzt und am Mittwoch in ein Gefängnis gebracht worden. Auch zwei seiner Brüder wurden festgenommen. Nach dem Sturz Bashirs wurde für eine Übergangszeit von zwei Jahren ein Militärrat eingesetzt. An dessen Spitze steht der General Abdel Fattah al-Burhan. Dieser kündigte die Freilassung politischer Gefangener an und hob die nächtliche Ausgangssperre auf.