Fünf Länder haben in den vergangenen Jahren für 75 Prozent aller Exporte von Kriegswaffen auf der Welt verantwortlich gezeichnet: die USA, Russland, Frankreich, Deutschland und China. Das hat eine Datenauswertung des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) für die Jahre 2014 bis 2018 ergeben. Außerdem zeigt die Auswertung, dass der globale Waffemarkt nach einem Durchhänger Anfang der Nullerjahre nun wieder wächst.

Die USA haben dabei ihre Nummer-eins-Position als Kriegswaffen-Exporteur im Vergleich zu den Konkurrenz-Nationen ausgebaut. 36 Prozent aller Waffenausfuhren entfielen in dem Fünf-Jahres-Zeitraum auf die Vereinigten Saaten. In den fünf Jahren davor (2009 bis 2013) waren es 30 Prozent gewesen.

USA hängen Russland deutlich ab

Das an zweiter Stelle gelegene Russland haben die USA in den vergangenen zehn Jahren immer weiter abgehängt. Der russische Anteil am internationalen Geschäft mit Kriegsgerät ging in den beiden Betrachtungszeiträumen von 27 auf 21 Prozent zurück - vor allem, weil Indien und Venezuela weniger kauften. Die Zahl der Länder, die den USA Waffen abnehmen, belief sich von 2014 bis 2018 auf (mindestens) 98; Russland hatte im Vergleich dazu Kunden in den Regierungen von 48 verschiedenen Staaten.

Hinter den beiden ehemaligen Supermächten des Kalten Krieges folgen Frankreich, Deutschland und China mit klarem Abstand, aber relativ eng beieinander: Auf sie entfallen Quoten von 6,8, 6,4 und 5,2 Prozent an allen Rüstungsexporten. Im Gegensatz zu Russland konnten sie ihr Stück am Kuchen der Geschäfte aber jeweils vergrößern.

Der globale Waffenhandel zieht nach einer Flaute Anfang der Nullerjahre wieder an.
Der globale Waffenhandel zieht nach einer Flaute Anfang der Nullerjahre wieder an. © SIPRU

Die in festgehaltene Datenauswertung des SIPRI hält auch fest, wie bedeutend Saudi-Arabien als Abnehmer von US-Waffen ist. Die absolute Monarchie nahm der amerikanischen Rüstungsindustrie fast ein Viertel (22 Prozent), der Produktion ab, die ins Ausland ging.

Ein Viertel der US-Waffen geht nach Saudi-Arabien

Die Waffenverkäufe rückte in den vergangenen Monaten der Mord an dem regierungskritischen, saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul in den Blickpunkt. Während türkische Ermittler oder auch die CIA Vorwürfe gegen den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman erhoben, in das Verbrechen verwickelt zu sein, schloss sich US-Präsident Donald Trump dem nicht an. Er argumentierte nicht mit vorliegenden Indizien, sondern führte "Hunderte von Milliarden Dollar" ins Treffen, die heimischen Firmen entgingen, sollte man die saudische Führung wegen des Mordes mit einem Stopp der Waffengeschäfte bestrafen.

Noch schwerwiegender wäre laut dem unabhängigen Forschungsinstitut SIPRI ein solcher Stopp wohl für die britischen Hersteller: Allein auf Saudi-Arabien entfallen 44 Prozent der Rüstungsgüter, die sie ins Ausland verkaufen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die EU-Staaten rund um den Fall Khashoggi, den immer wieder von Opfern unter der Zivilbevölkerung geprägten Jemen-Krieg und den Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien selbst, nicht auf ein Waffenembargo gegen Riad einigen konnten. Länder wie Dänemark und Finnland stellten ihre Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien ein, Großbritannien (auf Rang sechs bei den Exporteuren) und Frankreich aber ebenso wenig wie die USA.

China beliefert Pakistan, Russland Indien

Die SIPRI-Daten legen auch bei weiteren großen Exporteuren eine relativ einseitige Ausrichtung auf bestimmte Absatzmärkte offen. So gehen 37 Prozent der chinesischen Exporte nach Pakistan und 27 Prozent der russischen Exporte nach Indien. Die beiden Atommächte stehen sich im jahrzehntelangen, jüngst wieder blutig aufgeflammten Konflikt um die Himalaya-Region Kaschmir gegenüber. Frankreich wiederum brachte in den vergangen Jahren 28 Prozent seiner Ausfuhren an Kriegswaffen in Ägypten unter seinem autokratisch regierenden, mit harter Hand gegen Oppositionelle vorgehenden Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi an den Mann. Ein breiteres Feld an Abnehmern hat demgegenüber die deutsche Rüstungsindustrie.

Vom umgekehrten Blickwinkel der wichtigsten Importeure wird eine einseitige Ausrichtung auf einen einzigen Lieferanten noch deutlicher: Top-Land Saudi-Arabien, das für zwölf Prozent aller Waffenimporte weltweit steht, bezieht 68 Prozent seiner Einfuhren von den USA. Ähnlich macht es Australien auf Rang vier (4,6 Prozent) bei den Importeuren - 60 Prozent von den USA. Das zweitplatzierte Indien (9,5 Prozent) sowie Algerien auf Rang fünf und China auf Rang sechs haben mit enormem Abstand Russland als wichtigsten Partner. Sie verlassen sich zu 58 bzw. 66 und Peking sogar zu 70 Prozent auf den einen ausländischen Lieferanten Moskau. Ägypten, hinter Saudi-Arabien und Indien, mit 5,1 Prozent an dritter Stelle des Rankings der Einfuhrländer, hat mit Frankreich (37 Prozent) und Russland (30 Prozent) vom Volumen her zwei relativ gleich wichtige Militärausrüster.

Afrika weniger wichtig als Käufer

Nach Weltregionen sind die Lieferungen nach Afrika, nach Südamerika aber auch in den Raum Asien-Ozeanien zurückgegangen. Asien-Ozeanien blieb 2014-18 allerdings der Raum, in den die meisten Kriegswaffen - 40-Prozent-Anteil (minus sieben Prozentpunkte gegenüber 2009-13) - geliefert wurden, wobei Australien mehr, das selbst produzierende, bei bestimmten Technologien aber nach wie vor auf das Ausland angewiesene China sowie Indien und Pakistan aber weniger kauften.

Dahinter folgen die Nahost-Region (35 Prozent, plus 15 Punkte) und Europa (elf Prozent, minus drei Punkte) als wichtigste Empfänger. Die Rüstungs-Lieferungen an Länder des Nahen Ostens - wo dem SIPRI-Experten Pieter Wezeman zufolge insbesondere in der Golf-Region "Konflikte und Spannungen grassieren" - wuchsen dabei signifikant um 87 Prozent von der Periode 2009-13 auf 2014-18. Grund sind Saudi-Arabien und Ägypten, die ihre Importe verdreifachten oder gar mehr als verdreifachten sowie teils noch dramatischere Steigerungen im Fall von Israel, Katar und dem Irak. Syrien bezog dagegen um fast die Hälfte weniger als zuvor.

Für die EU-Staaten sind und bleiben die USA nicht zuletzt wegen nicht innerhalb der Union, sondern in Übersee bestellter Kampfjets und Raketenabwehrsysteme, die nicht nur in Europa sondern global in der Nachfrage gestiegen sind, Haupt-Lieferant. Der US-Anteil an den europäischen Einkäufen in der letzten Halb-Dekade betrug 41 Prozent. Weil Österreich weder unter den Top 25 bei den Exporteuren noch unter den Top 40 bei den Importeuren ist, spielt es im internationalen Handel mit Kriegswaffen nur eine sehr kleine Rolle.