Die politischen Systeme der beiden Staaten stünden in Konkurrenz zueinander, daher werde es zu weiteren Differenzen zwischen Frankreich und Italien kommen, erklärte Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi.

Die europäische Politik befinde sich in einer Übergangsphase. "Vertreter traditioneller politischer Kräfte, wie die Europäische Volkspartei, die Sozialdemokraten und die Liberalen beherrschen das EU-Parlament. Sie kritisieren und attackieren neue und untypische politische Kräfte wie die Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung", so Moavero Milanesi im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag.

Kritik an "Hampelmann"-Aussage

Der parteiunabhängige Außenminister kritisierte die EU-Parlamentarier, die Conte diese Woche als "Hampelmann" bezeichnet hatten. "Den Premier eines Landes als Hampelmann zu bezeichnen, ist eine schwere Beleidigung. Die EU-Parlamentarier haben Conte attackiert, um die Regierungsmehrheit in Italien, die politischen Gegner, anzugreifen", so der parteiunabhängige Moavero Milanesi.

Der Außenminister hob die Bedeutung der EU-Parlamentswahlen im Mai hervor. "Erstmals ist uns vielleicht wirklich klar, dass wir über das Europa von Morgen entscheiden", erklärte der parteiunabhängige Außenminister.

Erhebliche Spannungen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den italienischen Staatschef Sergio Mattarella am Freitag zu einem Besuch in Paris eingeladen. Die Einladung erhielt Mattarella vom französischen Botschafter Christian Masset, den er im Quirinalpalast in Rom empfing. Masset kehrte am Freitag nach Rom zurück, nachdem er vergangene Woche von der französischen Regierung zurückgerufen worden war.

Nach einem unangemeldeten Besuch des römischen Vize-Regierungschefs Luigi Di Maio bei Aktivisten der "Gelbwesten" in Frankreich hatte Paris seinen Botschafter aus der italienischen Hauptstadt zurückbeordert. Der Schritt gilt als sehr ungewöhnlich. Schon vorher hatte es erhebliche Spannungen gegeben. Die Regierung aus rechter Lega und europakritischer Fünf-Sterne-Bewegung in Rom provoziert Macron immer wieder.