Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzt bei den seit vier Tagen anhaltenden Protesten und Straßenblockaden gegen steigende Spritpreise auf Dialog. Nur so komme man voran, sagte er Dienstag in Louvain-la-Neuve bei Brüssel beim Besuch einer Universität. Für die Menschen sei es nie leicht, ihre Gewohnheiten zu verändern.

"Wir werden andere Formen der Mobilität entwickeln. Wir begleiten Sie beim Wechsel auf weniger umweltschädliche Fahrzeuge, die weniger verbrauchen", versprach Macron. Auch am Dienstag gab es wieder Aktionen der "Gelben Westen" im ganzen Land - so sind Medienberichten zufolge mehrere Autobahnen und Erdöldepots blockiert. Die Polizei nahm einige Menschen vorläufig fest - so etwa im Departement Cotes d"Armor im Nordwesten Frankreichs, wo Demonstranten die Polizei beworfen haben sollen. Auf der Insel La Reunion im Indischen Ozean gab es Ausschreitungen. Autos und Geschäfte brannten, eine teilweise Ausgangssperre wurde verhängt, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auch in Belgien wurde zeitweise eine Autobahn blockiert.

Widersprüchliche Forderungen

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner sprach am Dienstagvormittag von einer "Radikalisierung". Was anfangs mit guten Absichten begonnen habe, habe sich nun in eine völlig andere Richtung entwickelt, sagte er dem Fernsehsender France 2. Es gebe völlig widersprüchliche Forderungen unter den Demonstranten.

Die Proteste begannen am Samstag. Rund 290.000 Menschen gingen landesweit auf die Straße. Die Wut der Demonstranten richtet sich auch gegen die Reformpolitik Macrons, dessen Beliebtheitswerte weiter sinken. Die Proteste entstanden aus Internetgruppen, dabei blieben politische Parteien oder Gewerkschaften eher im Hintergrund. Seit Jahresbeginn sind die Steuern für Diesel-Kraftstoff nach früheren Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP um 7,6 Cent pro Liter gestiegen, für Benzin um 3,9 Cent. Eine weitere Anhebung ist für 2019 geplant.