Der deutsche Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger hat die Erwartungen an die gemeinsame Vereinbarung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un gedämpft.

"Selbst wenn jetzt eine interessante, inhaltsreiche Vereinbarung unterschrieben sein sollte, kommt das dicke Ende natürlich erst noch einmal nach, nämlich die Frage, halten sich alle dran?", sagte der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz am Dienstag in der Sendung "Tagesgespräch" des Senders SWR.

Zum Abschluss ihres historischen Gipfels in Singapur am Dienstag hatten Trump und Kim nach mehr als vierstündigen Beratungen eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet. Darin erklärte der nordkoreanische Machthaber sich grundsätzlich zu einer "vollständigen" atomaren Abrüstung bereit. Ein Zeitplan oder spezifische Schritte wurden in dem eher vagen Dokument jedoch nicht erwähnt. Trump erklärte sich im Gegenzug zu Sicherheitsgarantien bereit. Zudem bekannten Trump und Kim sich zu einem "robusten" Frieden auf der Koreanischen Halbinsel, an dem sie arbeiten wollen.

Weltpolitischer Gewinn

Ein Verhandlungsprozess wäre ein weltpolitischer Gewinn, sagte Ischinger. Dieser werde erwartungsgemäß allerdings lange dauern. Zudem hätten beide Seiten Zweifel an der Verlässlichkeit der jeweils anderen. Die Experten auf amerikanischer Seite würden dauerhafte Sorgen haben über die Verlässlichkeit der nordkoreanischen Seite, "ob die vielleicht trickst oder Dinge verschweigt oder heimlich weiter macht", sagte Ischinger. Umgekehrt dürfe man "mit großer Sicherheit unterstellen, dass Kim, dass die nordkoreanische Führung natürlich nicht ihr künftiges Schicksal in die Hände von Donald Trump legen möchte". Es sei daher richtig, "wenn wir sehr beschränkte Erwartungen an diesen Prozess haben".

Sollte allerdings "tatsächlich hier mehr als heiße Luft rauskommen, (...) dann verdiente er (Trump) dafür auch Zustimmung, Unterstützung oder wenn Sie so wollen auch Applaus", sagte Ischinger.