Als Diane James Mitte September zur Vorsitzenden der rechtspopulistischen UKIP-Partei in Großbritannien gewählt wird, entsteht ein Foto, das zum Symbol ihrer nur 18-tägigen Amtszeit werden soll. Es zeigt, wie die 56-Jährige äußerst widerwillig die Glückwünsche ihres Vorgängers Nigel Farage entgegennimmt.

Farage versucht, sie zu küssen. Doch James weicht zurück. Mund und Augen sind fest zugepresst, der Kopf ist nach hinten geneigt.

Mit ähnlichem Unbehagen scheint James auch das Amt der Parteivorsitzenden angetreten zu haben. Nach nicht einmal drei Wochen im Amt ist sie am Dienstag zurückgetreten. Zur Begründung schrieb sie auf Twitter, dass ihr die "nötige Autorität" und "volle Unterstützung" aller Parteikollegen fehle, um die von ihr angestrebten Veränderungen umzusetzen.

Angespuckt

Sie stürzt ihre Partei damit in eine erneute Führungskrise. Es soll aber auch persönliche Gründe gegeben haben: Spätestens seit sie in London angespuckt worden sein soll, habe sie sich nicht mehr wohlgefühlt in dem Amt, berichten Medien unter Berufung auf Personen aus ihrem Umfeld. Auch eine Erkrankung ihres Mannes könne eine Rolle gespielt haben, heißt es.

Es war klar, dass die Nachfolge des charismatischen Langzeit-Chefs Farage nicht einfach sein würde. Der hatte kurz nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU am 23. Juni seinen Rücktritt angekündigt. Seine Aufgabe sei erledigt, er wolle nun "sein Leben zurück", ließ Farage wissen. Er hinterließ eine Partei, die mit dem geplanten Brexit ihr einziges Ziel erreicht zu haben schien und tief zerstritten war.

"Unter Zwang"

Diane James war angetreten, die Partei zu einen. Doch es gibt Zweifel, ob sie jemals von ihrer Kandidatur überzeugt war. Ihre Zustimmungserklärung für das Amt soll sie mit den Worten "unter Zwang" versehen haben.

Unklar ist nun, wer die Partei bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden leitet. James hatte keinen Vize berufen. Farage bot sich bereits als Übergangschef an. "Ich habe heute Morgen mit der Wahlkommission gesprochen, und ich bin technisch gesehen immer noch Chef der Partei", sagte Farage am Mittwoch der BBC. Eine erneute Kandidatur um das Amt schloss der 52-Jährige jedoch aus. "Nicht einmal für zehn Millionen Dollar", sagte er der britischen Nachrichtenagentur PA.

Grabenkampf

Wahrscheinlich ist, dass es bereits in den kommenden Wochen eine neue Wahl für den Parteivorsitz geben wird. Möglich, dass dann Steven Woolfe zum Zug kommt. Der Europaabgeordnete und Farage-Liebling war von einem Parteigremium von der vergangenen Wahl ausgeschlossen worden, weil er seine Bewerbungsunterlagen 17 Minuten zu spät eingereicht hatte. Dahinter steckte aber wohl ein innerparteilicher Kampf zwischen Farage-Anhängern und dessen Gegnern.

Zu den Widersachern Farages gehört der einzige UKIP-Parlamentsabgeordnete Douglas Carswell. Er wollte sich nicht zum James-Rücktritt äußern. Doch auch er hat eine Favoritin, die angeblich bereits in den Startlöchern steht. Lisa Duffy sagte der BBC, James habe "keinerlei Führung erkennen lassen". Spekuliert wird auch, der Unternehmer und großzügige UKIP-Unterstützer Aaron Banks könne einen Versuch unternehmen, die Leitung der Partei zu übernehmen.

Ein-Themen-Partei wieder in Schlagzeilen

Der Partei stehen unruhige Zeiten bevor. Doch eines ist der "Unabhängigkeitspartei des Vereinigten Königreichs", wie sie offiziell heißt, sicher: Sie wird wieder Schlagzeilen machen. Das ist keineswegs selbstverständlich, nachdem die Ein-Themen-Partei ihr Ziel, den Brexit, erreicht hat. Aufmerksamkeit zu erregen, scheint ohnehin die Stärke dieser Partei zu sein, die abgesehen von Wahlen zum Europaparlament keine Erfolge vorzuweisen hat.