Im Fall um die Veröffentlichung von Ermittlungsakten in der Affäre um den US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein prüfen die österreichischen Behörden nun Informationen zu einem mutmaßlich gefälschten österreichischen Pass. „Da der Verdacht eines strafrechtlich relevanten Sachverhalts vorliegt, wurde dies umgehend an die zuständige Stelle zur Prüfung übermittelt“, bestätigte das Innenministerium einen Bericht des „Standard“ (Online-Ausgabe) am Sonntag auf APA-Anfrage.
Wie „Der Standard“ und das „Wall Street Journal“ berichtet hatten, war der Pass bei einer Razzia im Jahr 2019 in Jeffrey Epsteins New Yorker Wohnung gefunden worden. Fotos des Reisedokuments, die vom US-Justizministerium veröffentlicht wurden, zeigen demnach einen im Mai 1982 von der Bundespolizeidirektion Wien ausgestellten Pass mit Epsteins Foto, aber mit dem Namen Marius Robert Fortelni, ein mutmaßlicher Immobilienhändler mit Wohnort in Saudi-Arabien. Das Foto von Epstein wurde aber nicht per Stempel beglaubigt.
Pass seit 1987 nicht mehr gültig
„Den österreichischen Behörden liegen aktuell nur die bisher über die Medien verbreiteten Abbildungen vor“, erklärte das Innenministerium. „Bei dem abgebildeten Reisepass handelt es sich nach derzeitigem Kenntnisstand um ein verfälschtes Dokument.“ Auf Grundlage einer äußeren Betrachtung ergäben sich Hinweise auf einen nachträglichen Austausch des Personenfotos. Zum Zeitpunkt der Ausstellung dieses Passes seien Lichtbilder regulär eingeklebt und mittels eines Prägestempels gesichert worden. Der Reisepass sei seit 1987 nicht mehr gültig gewesen.
Epsteins Anwälte argumentierten laut Medienberichten, ihr Mandant habe den Pass von einem Freund erhalten, um sich bei Reisen in den Nahen Osten zu schützen, da US-amerikanische Juden besonders gefährdet seien. Wer Epstein den Pass übergab, wurde nicht offengelegt. „Der Standard“ kontaktierte auch den Mann, auf dessen Namen der Pass lautete. Dieser reagierte allerdings nicht auf die Anfrage.
Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit vielen Jahren. Der einflussreiche US-Multimillionär aus New York hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Der Finanzier hatte beste Kontakte in die High Society. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. Epstein wurde 2019 im Alter von 66 Jahren tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden.