Der Gast aus dem Ausland kam ohne Krawatte, anders als beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj endete der Auftritt von Nayib Bukele im Oval Office aber nicht mit einem diplomatischen Eklat. Vielmehr zeigte sich US-Präsident Donald Trump demonstrativ angetan von seinem jungen Amtskollegen aus El Salvador, der sich einmal als „coolster Diktator der Welt“ bezeichnet hatte und nun aus den USA abgeschobene kriminelle Migranten in seinem Mega-Gefängnis beherbergt.
Aus Sicht von Bürgerrechtlern und Verfassungsexperten hatte das Treffen im Weißen Haus dennoch massive Sprengkraft. Denn sowohl Bukele als auch Trump machten dabei deutlich, dass sie nichts unternehmen wollen, um einen von den USA zu Unrecht nach El Salvador abgeschobenen Mann wieder zurück nach Hause zu bringen.
Trump schwärmt von der Deportation von US-Bürgern
Trump, der bei dem Treffen auch von der Idee schwärmte, kriminelle US-Bürger in salvadorianischen Gefängnissen unterzubringen, setzt sich mit seiner Weigerung offensiv über eine Entscheidung des Supreme Court hinweg. Das US-Höchstgericht hatte mit 9:0 Stimmen geurteilt, dass die US-Regierung dafür Sorge tragen müsse, die Fehler, die bei der Abschiebung von Abrego Garcia geschahen, zu korrigieren. Der Asylantrag des 39-Jährigen war 2019 abgelehnt worden, der Familienvater erhielt aber Schutz vor Abschiebung wegen drohender Verfolgung. Am 12. März 2025 wurde Garcia dennoch in Maryland verhaftet und kurz darauf abgeschoben. Die Trump-Regierung räumte in dem Fall zwar einen „administrativen Fehler“ ein - hält aber an dem Vorwurf fest, Garcia sei Mitglied der Bande MS-13. Beweise dafür konnte sie aber bisher keine vorlegen.
Für Stephen Vladeck, Rechtsprofessor an der Uni Georgetown, kommt Trumps Missachtung einer höchstrichterlichen Entscheidung einer „Rechtsstaatskrise“ gleich. Dass die Regierung glaube, Menschen ohne Prozess „in einem fremden Land verschwinden lassen zu können“, stelle zudem einen gefährlichen Präzedenzfall dar, sagte Vladeck der „New York Times“. „Wenn die Regierung es mit Abrego Garcia machen kann, kann sie es mit jedem machen.“