Nach Angriffen auf das Atomkraftwerk Saporischschja hat die Ukraine Russland vorgeworfen, Falschinformationen zu verbreiten. Moskau greife das AKW mit Drohnen an „und gibt vor, dass die Bedrohung für die Anlage und die nukleare Sicherheit von der Ukraine ausgeht“, erklärte der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, am Montag. Die Vorwürfe seien Teil einer „Kampagne von Provokationen und Falschinformationen“ gegen die Ukraine.

Laut der russischen Atombehörde Rosatom hatte es am Sonntag eine „Reihe von Angriffen“ auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gegeben. Eine Drohne habe die Kantine getroffen und drei Mitarbeiter verletzt. Nach Angaben aus Moskau handelte es sich dabei um ukrainische Drohnen. Die internationale Atombehörde IAEA in Wien erklärte, man sei darüber von russischer Seite informiert worden, äußerte sich aber nicht über den Verursacher. „Eine solche Detonation steht im Einklang mit Beobachtungen der IAEA“, erklärte die UN-Organisation. Man empfehle dringend, von Aktionen Abstand zu nehmen, die die nukleare Sicherheit gefährdeten, warnte IAEA-Chef Rafael Mariano Grossi im Kurznachrichtendienst X. Laut AKW-Verwaltung beschädigte eine weitere Drohne einen LKW in der Nähe der Kantine des Kraftwerks. Die Strahlung an den sechs Reaktoren sei aber normal, hieß es.

Das Atomkraftwerk befindet sich in der Nähe der Frontlinie. Beide Seiten haben sich öfters gegenseitig beschuldigt, die Anlage beschossen zu haben. Der Wahrheitsgehalt konnte bislang nicht überprüft werden.

Durch Russland getötete Zivilisten

Russische Angriffe haben nach ukrainischen Angaben am Sonntag auch mehrere Zivilisten das Leben gekostet. Im an der Front gelegenen Dorf Guliaipole in der Region Saporischschja wurden demnach drei Menschen getötet. Die russischen Streitkräfte hätten das Dorf mit Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad beschossen, hieß es. Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk kamen nach offiziellen Angaben durch russischen Artilleriebeschuss mindestens fünf Zivilisten ums Leben.

"Zwei Männer und eine Frau starben unter den Trümmern ihres eigenen Hauses, das von einer russischen Granate getroffen wurde", teilte Iwan Fedorow, der Gouverneur der im Südosten der Ukraine gelegenen Region Saporischschja, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Eine weitere Person sei verletzt worden. Die Frontregion Saporischschja liegt unter ständigem russischen Raketen-, Drohnen- und Artilleriebeschuss.

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Das russische Grenzgebiet Belgorod ist Behördenangaben zufolge am Sonntag in mehreren Wellen von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen worden. Durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne sei ein Mädchen getötet worden, das mit seiner Familie in einem Auto saß, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Der Familienvater, ein Jugendlicher und zwei Kinder in dem Auto seien verletzt worden. Die Drohne sei über dem Dorf Schagarowka bei der Gebietshauptstadt Belgorod abgestürzt.

Russland führt illegale chemische Angriffe durch

Wie der britische "The Telegraph" laut Ukrinform berichtet, führen die russischen Truppen systematisch illegale chemische Angriffe auf das ukrainische Militär durch. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte werden sie regelmäßig von kleinen Drohnen angegriffen, die Tränengas und andere Chemikalien abwerfen. Der Einsatz dieses Gases, das als CS bekannt ist und üblicherweise von der Bereitschaftspolizei verwendet wird, ist dem Bericht zufolge in Kriegszeiten gemäß dem Chemiewaffenübereinkommen verboten.