US-Präsident Donald Trump ist am Samstag zum ersten Mal seit seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus öffentlich aufgetreten. "Ich fühle mich gut", sagte Trump vor mehreren hundert Anhängern, die sich unter einem Balkon des Weißen Hauses versammelt hatten. Der Präsident, der wegen einer Infektion mit dem Coronavirus drei Tage im Krankenhaus behandelt worden war, trug bei seinem Auftritt keine Atemschutzmaske.

"Ich will, dass Ihr wisst, dass unsere Nation dieses furchtbare China-Virus besiegen wird", sagte Trump vor der jubelnden Anhängern. Die meisten von ihnen trugen Masken, hielten sich bei der Veranstaltung unter freiem Himmel jedoch nicht an die Abstandsregeln.

"Es wird verschwinden, es verschwindet", sagte Trump über das Virus, durch das in den Vereinigten Staaten bereits mehr als 210.000 Menschen starben - und das seine Chancen auf eine Wiederwahl geschmälert hat.

Wahlaufruf

"Geht raus und wählt - und ich liebe euch", sagte Trump seinen Anhängern, von denen viele knallrote Schirmmützen mit der Aufschrift "MAGA" (Make America great again, macht Amerika wieder groß) trugen. Trumps 18-minütige Rede drehte sich vor allem um die Themen Recht und Ordnung.

2000 Personen

Nach Angaben von US-Medien wurden zu der Veranstaltung vor dem Weißen Haus rund 2.000 Personen eingeladen. Nach wie vor ist unklar, ob der Präsident noch ansteckend ist. Trump sagte in einem am Freitagabend (Ortszeit) ausgestrahlten TV-Interview, er sei getestet worden, habe die Werte aber noch nicht bekommen. Er sei aber virusfrei oder "am unteren Ende der Skala", behauptete Trump. Er bekomme auch keine Medikamente mehr, "vermutlich seit acht Stunden oder so ähnlich", sagte Trump. Es war das erste Mal seit der Erkrankung, dass Trump längere Zeit im TV zu sehen war. Zuvor hatte er bereits telefonische Interviews gegeben.

Trumps Leibarzt Sean Conley hatte am Donnerstag mitgeteilt, der Präsident werde ab Samstag wieder öffentliche Termine absolvieren dürfen. Er war nach offiziellen Angaben am 1. Oktober positiv getestet worden. Trump sagte in dem TV-Interview, dass bei ihm zeitweise eine Stauung in der Lunge festgestellt worden sei - Leibarzt Conley hatte zuvor bei Fragen danach nur von "erwarteten Befunden" gesprochen.

Wunderwaffe

Trump wurde unter anderem mit einem experimentellen Antikörper-Cocktail der Biotech-Firma Regeneron behandelt. Er spricht dabei inzwischen von einem "Heilmittel" für Covid und verspricht, das Medikament gratis für die Amerikaner zugängig zu machen. Die von mindestens zwei Herstellern entwickelten Antikörper-Cocktails sind jedoch noch nicht zugelassen und auf absehbare Zeit auch nur in relativ geringer Stückzahl verfügbar. Kritikern zufolge bewirbt Trump das Mittel nun als Wunderwaffe, um damit vor der Wahl vom Versagen seiner Regierung bei der Eindämmung der Pandemie abzulenken.

Trump hatte zuvor für Samstagabend eigentlich einen Wahlkampfauftritt in Florida in Aussicht gestellt. Dies ließ sich dem Vernehmen nach aber so kurzfristig nicht organisieren. Jetzt wurde die Reise für Montag angekündigt. Florida zählt zu den wichtigen Bundesstaaten für die Präsidentenwahl am 3. November. Trump liegt in Umfragen derzeit hinter seinem Herausforderer Joe Biden.

TV-Debatte mit Biden abgesagt

Die für kommende Woche geplante zweite TV-Debatte von Trump und Biden wurde nun offiziell abgesagt. Die Kontrahenten sollen aber wie geplant am 22. Oktober aufeinandertreffen, wie die Veranstalter am Freitag mitteilten. Beide Seiten hätten für diesen Termin zugesagt.

Die Planungen für die Debatte am 15. Oktober gerieten durcheinander, als Trump an Covid-19 erkrankte. Die Kommission gab am Donnerstag bekannt, dass sie die Debatte online abhalten wolle, statt die Kandidaten in einem Raum zusammenzubringen. Trump sagte seine Teilnahme ab, Biden setzte eine Fragestunde mit Wählern an. Trumps Wahlkampfberater Jason Miller sagte am Freitag, Trump werde sich an dem Tag auch Fragen der Wähler stellen - und zwar gleich in mehreren TV-Sendern. Die Kommission, die die Debatten veranstaltet, verwies nun darauf, dass die Kandidaten andere Pläne hätten.