Zwar beging Österreich bereits im Vorjahr seinen 100. Geburtstag, aber eigentlich wäre der erst genau am heutigen Tag. Denn im Zuge des Zerbröckelns und der endgültigen Auflösung der habsburgischen Donaumonarchie in den Monaten Oktober und November des Jahres 1918 verstanden sich die deutschsprachigen Gebiete als künftiger Teil Deutschlands. So versammelten sich am 21. Oktober 1918 die früheren Reichsratsabgeordneten der deutschsprachigen Gebiete und erklärten sich zur Provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs.

Nach der Verzichtserklärung von Kaiser Karl I. proklamierte die Nationalversammlung im Wiener Parlament am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ und beschloss eine Verfassung, in der per Artikel 2 festgelegt wurde: „Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“

Verzicht auf Vereinigung mit der Deutschen Republik

Diesen Anschluss an Deutschland durchkreuzten allerdings die alliierten Sieger des Ersten Weltkriegs. In Saint-Germain wurden der österreichischen Delegation unter Staatskanzler Karl Renner die Friedensbedingungen diktiert. Zu beträchtlichen Gebietsverlusten auferlegten die Alliierten dem neuen Staat auch den Verzicht auf eine Vereinigung mit der Deutschen Republik.

Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags am 10. September 1919 mussten die Bedingungen umgesetzt werden. Auf den Tag genau ein Jahr nachdem sich die seinerzeitigen Reichsratsabgeordneten als Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs deklarierten, trat in Wien im Haus am Ring die im Februar gewählte Konstituierende Nationalversammlung zusammen und wandelte die Staatsbezeichnung in „Republik Österreich“ um, eine nunmehr eigenständige Republik. Damit erklärte sich Österreich an diesem 21. Oktober 1919 erstmals, wenn auch nicht freiwillig, zum eigenständigen Staat.