Die US-Truppen in Nordsyrien ziehen sich nach Angaben des Weißen Hauses wegen einer bevorstehenden Offensive der türkischen Armee von der türkischen Grenze zurück. Wie die US-Regierung am Sonntag (Ortszeit) nach einem Telefonat von Präsident Donald Trump mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan mitteilte, würde die US-Armee künftig nicht mehr in der "unmittelbaren Gegend" präsent sein.

Allerdings werde die US-Armee die geplante türkische Offensive in der von einer Kurdenmiliz kontrollierten Region auch nicht unterstützen.

Truppen verlegt

Nach der Ankündigung einer baldigen militärischen Offensive in Nordsyrien hat die Türkei an der türkisch-syrischen Grenze Truppen bewegt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete in der Nacht auf Sonntag von neun Transportern mit Militärfahrzeugen sowie einem Bus mit Soldaten, die den südosttürkischen Grenzort Akcakale erreicht hätten. Sie seien aus der Provinzhauptstadt Sanliurfa gekommen. Dort hatte die Türkei im März ein Kommandozentrum für die lange geplante Offensive eingeweiht.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Samstag vor Parteimitgliedern in Ankara angekündigt, die Türkei stehe kurz vor einem Militäreinsatz in Syrien, der "sowohl aus der Luft als auch mit Bodentruppen" ausgefochten werde. Der Einsatz könne "heute oder morgen" beginnen. Erdogan hatte die Offensive zuerst im Dezember 2018 angekündigt und und die Drohung seitdem mehrfach wiederholt.Ziel einer Offensive wären kurdische Milizen östlich des Flusses Euphrat, die an der türkisch-syrischen Grenze Gebiete kontrollieren. Die Türkei betrachtet die YPG-Milizen als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terroristen. Sie fordert in Nordsyrien seit langem eine Zone unter ihrer alleinigen Kontrolle.

Dorthin will Präsident Erdogan auch Millionen syrische Flüchtlinge umsiedeln, die derzeit in der Türkei und in Europa leben. Bei einem Besuch des deutschen Innenministers Horst Seehofer (CSU) und des EU-Migrationskommissars Dimitris Avramopoulos in Ankara am Donnerstag und Freitag hatte unter anderem Vizepräsident Fuat Oktay Unterstützung für die Zone gefordert.

Im August hatten die USA zugesagt, der Türkei bei der Einrichtung der gewünschten "Sicherheitszone" zu helfen, auch, um den Angriff auf die YPG zu verhindern. Die ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Eine von Erdogan gesetzte Frist für die Fertigstellung der Zone war Ende September verstrichen.