Der Motorenhersteller Rotax-BRP mit Sitz in Gunskirchen (Oberösterreich) ist erneut im Zusammenhang mit Kampfdrohnen in die Schlagzeilen geraten. Bei den derzeit von russischer Seite in der Ukraine eingesetzten Kamikaze-Drohnen soll auch Antriebstechnik aus Österreich verbaut sein. Das Unternehmen hat eine Prüfung eingeleitet, wie der "Standard" zuerst berichtete.

Russland hatte die Ukraine in den vergangenen Tagen mehrfach mit den zur einmaligen Verwendung bestimmten Kampfdrohnen vom Typ Shahed 136 aus dem Iran angegriffen. Laut dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba gab es seit vergangener Woche mehr als 100 Angriffe mit den sogenannten Kamikaze-Drohnen. Diese sollen vom Iran geliefert worden sein, was der Staat offiziell aber bestreitet

Gebaut für zivile Nutzung

Laut den ukrainischen Behörden werden diese Drohnen mit Motoren der
österreichischen Firma Rotax betrieben. Bei BRP-Rotax, einem Tochterunternehmen des kanadischen Bombardier-Konzerns, heißt es: "Wir nehmen diese Situation sehr ernst". Man sei auf den "mutmaßlichen Einsatz von Rotax Motoren oder nachgebauten Motoren in bestimmten Situationen aufmerksam gemacht" worden, in denen iranische Mohajer-6-Drohnen in den Konfliktgebieten involviert waren. Bei der in der Rede stehenden Kamikaze-Drohne "Shahed 136" sei es allerdings aus technischer Sicht unmöglich, dass Rotax-Technologie verwendet werde, heißt es vom Unternehmen.

Die oberösterreichische Firma (1600 Mitarbeiter, 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz) betont in diesem Zusammenhang, dass Rotax-Flugmotoren "ausschließlich für die zivile Nutzung entwickelt und produziert und als solche von der zuständigen zivilen Aufsichtsbehörde zugelassen" werden. Man habe seinen Vertriebspartnern keine Genehmigung erteilt, militärische Drohnenhersteller im Iran oder Russland zu beliefern und dies auch nicht selbst getan. "Um die Herkunft der Motoren zu ermitteln, haben wir unverzüglich eine Untersuchung eingeleitet", so Unternehmenssprecherin Andrea Veitschegger zur Kleinen Zeitung.

Auch in US-Kampfdrohnen

Fakt ist: Antriebstechnologie der oberösterreichischen Firma findet sich immer wieder auch in militärisch genutzten Fluggeräten. So wurden Rotax-914-Motoren in den Predator-Kampfdrohnen verbaut, mit denen die USA Angriffe in Afghanistan und Pakistan ausführten. Auch israelische "Heron" und französische "Harfan" flogen mit Technologie aus Österreich. Weil die Motoren selbst als zivile Güter gelten, widerspricht deren Export nicht den österreichischen Neutralitätsbestimmungen, es muss auch keine Genehmigung dafür erteilt werden.

Eine US-Predator im Einsatz in Afghanistan 2001
Eine US-Predator im Einsatz in Afghanistan 2001 © EPA

Österreichische Sicherheitsexperten sehen das dennoch kritisch. So wurde 2020 bekannt, dass Rotax-Motoren auch in türkischen Kampf- und Aufklärungsdrohnen Bayraktar TB2 verbaut sind. Mit diesen unbemannten Fluggeräten erzielte die Ukraine vor allem zu Kriegsbeginn überraschende Erfolge gegen die russischen Invasoren. In diesem Zusammenhang erscheine auch der Cyberangriff auf den BRP-Mutterkonzern Bombardier im August in neuem Licht, meint ein Insider mit militärischem Hintergrund. Durch die Attacke wurde auch die Motorenproduktion in Oberösterreich über einen längeren Zeitraum lahmgelegt. Ob es selbst einen Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine sieht, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht beantworten.