Wien ist erneut zum Schauplatz mehrerer Corona-Demonstrationen geworden. Insgesamt schätzt die Landespolizeidirektion Wien 27.000 Teilnehmer. Die Demos fanden zunächst verteilt auf drei Standorte statt. Die drei größten Demonstrationen gab es am Heldenplatz, beim Sigmund-Freund-Park und eine von der Impfgegner-Partei MFG initiierte Demo am Schwarzenbergplatz.

Die FPÖ hat ebenfalls eine Demonstration angezeigt, allerdings wurde die Anmeldung wieder zurückgezogen. Die Freiheitlichen beteiligten sich mit eigener Bühne an der Demo am Heldenplatz.

Die Landespolizeidirektion Wien rechnet bis 20 Uhr mit Verkehrsbehinderung in der Innenstadt. Das betreffe vor allem die Bereiche rund um den Maria-Theresien-Platz sowie die gesamte Ringstraße. Dort fanden die drei Demonstrationen schließlich zusammen.

Demonstranten als Polizisten verkleidet

Angemeldet waren laut Polizei etwa 3000 Teilnehmer, jedoch rechnete man von Beginn an mit einer weitaus höheren Zahl. Rund 1000 Beamtinnen und Beamte waren heute in der Wiener Innenstadt. Darunter auch welche, die sich als Polizisten ausgaben und sich auch so gekleidet hatten, jedoch keine waren: Laut Landespolizeidirektion wurde zunächst "kein Verstoß gegen gesetzliche Bestimmungen festgestellt". Eine erneute Überprüfung ergab dann doch, dass "eine Übertretung nach dem Sicherheitspolizeigesetz gegeben ist."  Es werden auch Anzeigen erstattet, gab die Polizei auf Twitter bekannt.

Auf Fotos ist ersichtlich, dass Mitglieder des selbst ernannten Sicherheitsdienstes unter anderem Kabelbinder mit sich führen. Berichten zufolge stehen sie in direktem Funkkontakt mit offiziellen Ordnerinnen und Ordnern der Demonstration am Ring.

Ein Organisator festgenommen

Kurz nach Beginn kam es bereits zur Festnahme eines Organisators. Der Mann, der der LPD Wien schon durch vergangene Demonstrationen bekannt ist, wurde am Heldenplatz festgenommen. Laut Polizei hat der Mann trotz mehrmaliger Aufforderung die Maskenpflicht verweigert, woraufhin er von den Beamten abgeführt wurde.

Die Stimmung sei "aufgeheizt", doch es gehe großteils friedlich zu, hieß es aus der Pressestelle der LPD Wien. Am Nachmittag drehte der Zug eine Runde um den Ring, konstant kamen immer mehr Menschen dazu, was eine Einschätzung der genauen Teilnehmerzahl zunächst schwierig machte. Am Ring fanden sich schließlich alle drei großen Demonstrationen zusammen, dort konnten etwa 27.000 Teilnehmer gezählt werden. 

FPÖ und Strache mit dabei

Mit dabei waren auch viele Politiker aus dem rechten politischen Spektrum. Darunter FPÖ-Chef Herbert Kickl. Er kündigte einen "richtigen Tanz im Parlament" bei der Debatte um die Impfpflicht in der kommenden Woche an und versprach, weiter für Neuwahlen zu kämpfen: "Game over statt Gamechanger", so Kickl. "Die Regierung ist tot, die Demokratie lebt, nur der Nehammer (ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer, Anm.) hat's noch nicht kapiert." Ebenso dabei war Ex-Kollege Heinz Christian Strache.

Immer wieder kam es sowohl von der FPÖ-Bühne als auch aus der Menge zu religiösen Zurufen. Wie der "Standard" berichtete, beteten Teilnehmer am Wiener Heldenplatz gemeinsam das Vaterunser, davor wurde die Bundeshymne gesungen.

Ein weiterer Redner sprach laut SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner von "Nürnberger Prozessen 2.0" für alle Abgeordneten, die für die Impfpflicht stimmen werden. "Diese unverblümte Holocaustverharmlosung durch die Gleichsetzung von Nationalratsabgeordneten in der Corona-Krise mit Nationalsozialisten ist brandgefährlich und hat nichts auf der Bühne einer Parlamentspartei zu suchen!", betonte Einwallner in einer Aussendung.