Leider habe er seine Ausbildung vorerst nicht abschließen können, da er die Abschlussprüfung sausen lassen musste, erläuterte der 30-jährige Angeklagte zu Beginn seiner Einvernahme: "Ich wurde vor dem Termin festgenommen." Der Mime, der schon in überregionalen Theaterkritiken lobend erwähnt wurde, sitzt seit 28. November 2020 in U-Haft.

Dem Mann mit türkischen Wurzeln wird vorgeworfen, sich am Versuch beteiligt zu haben, den kurdischen Salafisten und IS-Getreuen Halis Bayancuk alias Ebu Hanzala im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen, indem er dessen Predigten, Vorträge und Flyer ins Deutsche übersetzte. Er habe damit "die Ideologie des IS verbreitet", meinte die Staatsanwältin. Sie bezeichnete den Angeklagten als "überzeugten Anhänger" des Salafisten, der sich in der Türkei in Haft befindet.

Prozess unter großen Sicherheitsvorkehrungen
Prozess unter großen Sicherheitsvorkehrungen © APA/APA

Der 30-Jährige soll außerdem für Hinterbliebene von gefallenen Kämpfern der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) Spenden gesammelt haben. Außerdem hatte er 2018 Kontakt zum engeren Umfeld des späteren Attentäters von Wien, der am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt vier Menschen erschossen hat. Laut Anklage chattete der 30-Jährige im Frühjahr und Sommer 2018 intensiv mit jenem IS-Anhänger, mit dem sich der spätere Attentäter im Herbst desselben Jahres auf den Weg nach Syrien machte, um sich dem IS anzuschließen. Die beiden wurden allerdings im Herbst 2018 in der Türkei aufgegriffen, festgenommen, nach Österreich zurückgeschickt und 2019 rechtskräftig verurteilt. Der Angeklagte habe ihnen vor dem Aufbruch Richtung Syrien "motivierende und glückwünschende Nachrichten übermittelt", sagte die Staatsanwältin.

Beide "nur von der Straße" gekannt

Der Angeklagte stellte die Chats nicht in Abrede, betonte jedoch, er habe die Foreign Terrorist Fighters nicht in ihren Reiseplänen bestärkt. Der ihm unterstellte psychische Tatbeitrag habe nicht stattgefunden, die beiden wären ganz ohne sein mentales Zutun abgereist. Er habe die beiden - also auch den späteren Attentäter - "von der Straße, vom Flyer-Verteilen gekannt". Den Attentäter habe er "2017, 2018 auf der Straße kennengelernt", jedoch nur oberflächlich. Mit dessen Reisebegleiter - dieser sitzt seit dem Terror-Anschlag als möglicher Mitwisser bzw. Mittäter in U-Haft - habe er dagegen "im Jahr ungefähr fünf Mal Kontakt gehabt". "Ich habe gewusst, dass die zum IS wollen", stellte er fest.

Er selber habe diese Ideologie nicht vertreten: "Der IS interessiert mich nicht." Er sei zwar "immer gläubig" gewesen, bete aber "nur hinter Leuten, die so denken wie ich". Das treffe inzwischen auf Ebu Hanzala nicht mehr zu, der "nicht mehr am richtigen Weg" sei: "Ich sehe ihn auch nicht mehr als Muslim an." Seinerzeit habe er zwar in einer Übersetzergruppe dessen Predigten ins Deutsche übertragen, aber ohne terroristisches Motiv. Er habe dem Übersetzer-Kollektiv "Struktur und Regeln gegeben", denn einerseits hätte nicht jeder "die nötige Kulturtechnik beherrscht", zum anderen hätten einige "nicht tatsächlich gearbeitet".

Nur "Almosen für Arme gesammelt"

Bei den gesammelten Spenden habe es sich nicht um Zuwendungen an den IS gesammelt. Er habe sich vielmehr um "Almosen für Arme und Bedürftige" bemüht, gab der Angeklagte zu Protokoll.

Die Verhandlung wurde am Nachmittag zur weiteren Beweisaufnahme vertagt. Nächster Termin ist der 12. Oktober.