Die deutsche Regierung nimmt ganz Österreich ab Sonntag von der Liste der Risikogebiete. Auch die Bundesländer Tirol und Vorarlberg gelten nicht mehr als Risikogebiet, teilte das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. Seit 1. November des Vorjahres befand sich das gesamte Bundesgebiet, mit Ausnahme der Gemeinden Jungholz und Mittelberg/Kleinwalsertal, auf der Liste der "Roten Liste" des RKI. Seit 6. Juni waren es nur mehr Tirol und Vorarlberg.

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Tirols Landeshauptmann Günther Platter und der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (alle ÖVP) zeigten sich erfreut. "Es sind sehr gute Nachrichten", sagte Kurz in einer Stellungnahme. "Das ist ein weiterer Beweis für die gute Situation in unserem Land", verwies Kurz auf die Strategie mit massenhaften Tests, regionalem Vorgehen und der FFP2-Maske. Er sei "zuversichtlich, dass mit dem rasch vorangehenden Impffortschritt der Rückkehr zur Normalität im Sommer absolut nichts im Weg steht. Die Entscheidung der deutschen Regierung ist ein wichtiges Signal für die bevorstehende Sommersaison im Tourismus. Es ist besonders schön, dass wir im Sommer viele deutsche Gäste bei uns begrüßen werden", sagte Kurz.

Einreiseverbot für Tirol sorgte für Unmut

"Dass Deutschland bekannt gegeben hat, Tirol ab Sonntag von der Roten Liste zu streichen, ist eine sehr gute Nachricht - auch für den Tourismus in unserem Land", freute sich auch Tirols Landeshauptmann Platter, dessen Bundesland bereits länger, nämlich seit dem 25. September auf der Risikoliste stand. Diese Entscheidung sei der erfreulichen Entwicklung bei den Neuinfektionen in Tirol zu verdanken. Das Land weise seit einigen Tagen eine Sieben-Tage-Inzidenz deutlich unter 50 aus, so der Landeshauptmann.

"Es freut mich, dass Tirol mit Sonntag erstmals seit 25. September 2020 nicht mehr als Risikogebiet eingestuft ist, womit auch wesentliche Erleichterungen für alle Tirolerinnen und Tiroler - im besonderen Maße aber für jene im tirolerisch-bayerischen Grenzgebiet - einhergehen", erklärte Platter. Das zwischenzeitlich mit der Einstufung als Virusvariantengebiet verbundene Einreiseverbot für Tirol hatte für viel Unmut gesorgt.

Wallner: "Gute Nachricht für Tourismus"

Vorarlbergs Landeshauptmann Wallner bezeichnete die Entscheidung als "gute Nachricht für den Vorarlberger Tourismus zur richtigen Zeit". Der Schritt sei überfällig gewesen. Eine Neubewertung Vorarlbergs wäre für ihn deutlich früher möglich gewesen, wenn nicht stur an den Inzidenzen festgehalten worden wäre. Nur starr auf diese Zahl zu blicken, greife für eine fundierte Risiko-Beurteilung zu kurz, so Wallner und plädierte für eine "Gesamtbeurteilung". Einem sicheren, erfolgreichen Sommertourismus stehe aber nun nichts mehr im Weg.

Jeder, der aus Tirol und Vorarlberg auf dem Landweg nach Deutschland einreist, muss künftig keinerlei coronabedingte Einreisebeschränkungen mehr beachten. Wer aber umgekehrt aus Deutschland nach Österreich kommt, muss weiterhin einen negativen Antigen- oder PCR-Test vorweisen. Ausgenommen davon sind Menschen, die geimpft und genesen sind.

Auch Teile Griechenlands und Kroatiens von Liste gestrichen

Wegen sinkender Corona-Infektionszahlen streicht die deutsche Regierung außerdem Teile Griechenlands, Kroatiens und der Schweiz von der Liste der Risikogebiete. Auch die Urlaubsinseln Madeira in Portugal und Zypern sowie zwölf weitere Länder auf dem Balkan, in Osteuropa, Asien und Nordamerika werden von der Risikoliste gestrichen, darunter die USA und Kanada.

"Nach langen Monaten des Lockdowns dürfen wir uns auf mehr Normalität freuen, das gilt auch für das Reisen", erklärte der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) am Freitag die Entscheidung laut Nachrichtenagentur dpa. Die deutsche Regierung rät ab 1. Juli auch nicht mehr generell von touristischen Reisen ins Ausland ab. Das Außenministerium in Berlin verweist allerdings darauf, dass "um besondere Vorsicht gebeten" werde.

Maas appelliert: "Reisen mit Vernunft und Augenmaß"

"Mit dem Sommer kehren Hoffnung und Zuversicht nach Deutschland zurück", sagte Maas. Bei aller berechtigten Zuversicht sei das Fehlen einer Reisewarnung aber eines nicht: die Einladung zur Sorglosigkeit. "Reisen mit Vernunft und Augenmaß, das ist das Motto dieses Sommers. Die Gefahr durch das Virus und seine Mutanten ist noch lange nicht gebannt." Das zeige der Blick nach Asien oder Südamerika. "Deshalb werden wir auch in Zukunft vor Reisen warnen, wo es Sinn macht: bei Hochinzidenz- und Virusvarianten-Gebieten." Klar sei: "Niemand kann sich im Sommer 2021 darauf berufen, im Urlaub von der Pandemie überrascht worden zu sein."

Als Hochinzidenzgebiete werden in der Regel Länder eingestuft, in denen die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche (Sieben-Tage-Inzidenz) über 200 liegt. Als Risikogebiete gelten Länder mit einer Inzidenz über 50. Vorarlberg und Tirol haben laut Dashbord der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eine Inzidenz von unter 40.