Der große Stolz der österreichischen Militärluftfahrt war sie ja nie. Aber im Schatten der Überschall-Jäger Eurofighter und zuvor Saab Draken leistete die Saab 105OE dem Bundesheer unverzichtbare Dienste. In ihrem Cockpit mit den nebeneinander angeordneten Sitzen und analogen Instrumenten wurden 167 Heerespiloten an die Jetfliegerei herangeführt, sie stieg verlässlich zum luftpolizeilichen Einsatz auf, wenn der "Typhoon" aus Spargründen im Hangar bleiben musste. Aber der Schwedenvogel hatte schon auch seine großen Auftritte: Als "Silver Birds" und "Karo-As" bis 1984 oder bis vor wenigen Jahren als "Tiger-Staffel" mit Sonderlackierung durften sich die Piloten in der Saab 105 von ihrer kunstfliegerischen Seite präsentieren.

Nach mehr als 50 Jahren und 156.502 Flugstunden wurde am Freitag die Ära der Saab 105OE bei den österreichischen Luftstreitkräften offiziell beendet. Das Bundesheer verabschiedete seine treuesten Vogel auf dessen Heimatbasis, dem Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching, mit allen militärischen Ehren. Der virtuelle Festakt "50 Jahre Saab 105 und Fly-Out" wurde live im Internet übertragen. Das schlechte Wetter verhinderte jedoch die als Höhepunkt geplante zehnminütige Abschiedsdarbietung in der Luft.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) lobte bei ihrer Rede die Saab 105 als "großartiges Flugzeug", das die "Wiege der Pilotenausbildung" und ein wichtiger Teil der Luftraumüberwachung sei. Aber auch das beste Gerät komme einmal in die Jahre, "das ist nicht einfach für die Mitarbeiter, vor allem hier in Hörsching", so die Ministerin. Sie betonte, dass "ihre Arbeitsplätze und der Standort Hörsching erhalten bleiben" und in letzteren sogar investiert werde. Hörsching soll als Ausweichflughafen in den nächsten Jahren eine Aufwertung erfahren.

Streitkräftekommandant Generalleutnant Franz Reißner richtete einen flammenden Appell, auch an die anwesende Politik: "Ich wünsche mir mehr Stolz, mehr Anerkennung und die faktische Bereitschaft, die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, von der Politik, den Medien und der Gesellschaft."

40 Stück wurden gekauft

Die ersten drei Stück der von Saab ursprünglich als Ziviljet für Privatkunden konzipierten und für Österreich als "Saab J 105 OE" produzierten Schul- und Erdkampfflugzeuge landeten am 2. Juli 1970 in Hörsching. 37 weitere folgten bis 1972. "Ein leichtes, zweistrahliges Düsenflugzeug in Leichtmetallbauweise, ein Schulterdecker mit einem T-Leitwerk, nebeneinander angeordneten Schleudersitzen und in der Norm für 2 Personen zugelassen", so beschreibt das Bundesheer auf seiner Homepage den Flieger. Viele Jahre war eine Staffel des Geschwaders auch am Fliegerhorst Nittner südlich von Graz stationiert. Eingesetzt wurden die Saab 105 als Trainings- und Identifizierungsflugzeuge, sie übernahmen aber zeitweise bis zur Hälfte der Einsatzbereitschaft des Überwachungsgeschwaders. Auch wenn dieser Anteil zuletzt immer geringer wurde, zum Einsatz kamen die Saab weiterhin. Erst wieder am letzten Wochenende, nachdem die Flughafenfeuerwehr in Zeltweg wegen Coronafällen ausfiel und die Eurofighter deshalb dort nicht starten durften.

Letzter Absturz 2003

Zwölf Piloten und zwei Luftfahrzeugtechniker sind bei insgesamt zwölf Abstürzen der Saab 105OE ums Leben gekommen. Der letzte Absturz liegt allerdings schon 17 Jahre zurück. Bei dem Unfall 2003 am Truppenübungsplatz Allensteig (NÖ) konnte sich der Pilot mit dem Schleudersitz retten.

Seit 50 Jahren ist der Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching Heimat der Saab 105
Seit 50 Jahren ist der Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching Heimat der Saab 105 © Archiv ÖBH

Gerade mal ein Dutzend der Saab 105OE ist noch flugfähig. Seit mindestens zwölf Jahren war ja auch bereits festgestanden, dass das System ausgemustert wird. Ein sicherer und halbwegs planbarer Betrieb der Flieger mit der Technik aus den 1960er-Jahren war nicht mehr möglich. Doch je näher die mit Jahresende 2020 festgelegte Ausmusterung rückte, desto ungewisser wurde, ob es auch einen Nachfolger für den Jettrainer gibt. Heuer legte sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) schließlich fest - gegen ein Nachfolgemodell. Ein "Ein-Flotten-System" müsse reichen.

Wenn der Eurofighter nicht flog, sprangen bis zuletzt die 50 Jahre alten Saab ein
Wenn der Eurofighter nicht flog, sprangen bis zuletzt die 50 Jahre alten Saab ein © LuAufkl/H_Wiederstein Friedrich

Die Lücke, die dadurch im Ausbildungszyklus der Eurofighter-Piloten entsteht, wird bereits durch Lehrgänge bei der italienischen Luftwaffe in Lecce gestopft. Das kostet Geld und schafft Abhängigkeiten. Mit dem Aus des Jettrainers fehlt aber auch das notwendige "Backup", wenn die Eurofighter aus welchem Grund auch immer nicht starten können. Doch auch schon die reguläre Einsatzbereitschaft der aktiven Luftraumüberwachung (die in Österreich ohnehin nur auf die Bürozeiten beschränkt ist), kann nur mühsam aufrecht erhalten werden. Ganz zu schweigen von aufwendigeren Luftsicherungsoperationen. Es fehlen vor allem: budgetierte Flugstunden, Piloten und Personal am Boden (von Technikern über Fluglotsen bis zu den Radarleitoffizieren). Das Sammeln der notwendigen Flugstunden für die Einsatzpiloten auf einem im Vergleich zum Eurofighter spottbilligen System fällt nun ebenso weg wie ein wendiger Trainingspartner für Manöver in der Luft.

Die Flugzeuge würden noch bis Jahresende ihren Dienst versehen,
dann übernehme der Eurofighter ihre Aufgabe, sagte Tanner. Wie es
mit der Luftüberwachung in Österreich weitergeht, bleibt allerdings
weiter offen. Jene 19 Einsatzpiloten, die zuletzt noch damit geflogen sind, werden - ebenso wie die Wartungstechniker - umgeschult, unter anderem sollen sie künftig Hubschrauber steuern.