Das Coronavirus polarisiert die Gesellschaft. Das spüren wir, das sehen wir jeden Tag in den sozialen Medien oder merken es in Gesprächen. Wie sehr die Meinungen in diesem Thema auseinandergehen, belegt nun auch ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Graz und der TU Graz. Dabei haben die Forscher über 2500 Personen im deutschsprachigen Raum (Deutschland Österreich, Schweiz) befragt und die zugehörigen Accounts von 119 Twitter-Usern aus diesem Sample analysiert. „Es gibt keinen Trend in eine Richtung. Es zeigt sich ein differenziertes Meinungsbild in der Gesellschaft“, berichtet Beate Klösch von der Universität Graz.


Wie sehr, zeigt sich vor allem in einer Frage. Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten glaubt an eine natürliche Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen. Ein Drittel ist jedoch der Meinung, dass das Virus bewusst von Menschen im Labor entwickelt wurde. Zwei Prozent glaubt gleich gar nicht, dass Corona überhaupt existiert. Interessant sei dabei auch: „Frauen glauben tendenziell häufiger, dass das Virus von Menschen entwickelt wurde. Ebenso Personen mit einem niedrigeren Bildungsniveau“, sagt die Soziologin. „Überrascht hat uns auch, dass 15 Prozent angegeben haben, dass sie nicht sagen könne, woher das Virus stammt“, erklärt Klösch und ergänzt: „Das weist entweder darauf hin, dass sich die Leute nicht festlegen wollen, dass sie es nicht wissen, oder ihre Meinung dazu nicht äußern wollen.“


Im Hinblick auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wird die Polarisierung der öffentlichen Meinung ebenso deutlich sichtbar. So befinden sich in Bezug auf die generelle Impfpflicht für einen zukünftigen Impfstoff, die Sammlung von Kontakt- und Bewegungsdaten zur Rückverfolgung von Infektionsketten (Contact Tracing) und das freiwillige Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken sowohl Befürworter als auch Gegner in ähnlichem Ausmaß. Die höchste Zustimmung zeigt sich für die Einführung einer Impfpflicht (51 Prozent stimmen absolut bzw. eher zu), die stärkste Ablehnung lässt sich gegenüber dem Tragen von Schutzmasken beobachten (45 Prozent stimmen gar nicht bzw. eher nicht zu). Wobei Österreich den Maßnahmen kritischer gegenübersteht, als etwa Deutschland.

„Interessant war für uns auch, dass Österreich im Ländervergleich die geringste Besorgnis aufgrund der Corona-Pandemie aufweist“, erklärt Klösch. Im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz würde man die Maßnahmen auch am stärksten ablehnen.


Mit Blick auf die Social Media-Nutzung, die ebenso Teil der Umfrage war, zeigt sich ein unterschiedlicher Umgang mit Maßnahmen. Eine Impfpflicht und das Tragen von Schutzmasken lehnen Facebook-Nutzer tendenziell häufiger ab als Personen, die diesen Kanal nicht verwenden.