Schmerzen beim Urinieren, qualvolle Menstruationsbeschwerden, Lebensgefahr beim Entbinden, hohes Infektionsrisiko und permanente Traumata: Das sind die häufigsten Folgen von Genitalverstümmelung am weiblichen Körper. Je nach Art (es gibt vier Typen) wird die ganze Klitoris oder Teile davon, die Schamlippen oder das ganze äußere Genital entfernt. Frauen und Mädchen leiden ein Leben lang an den Folgen dieser schweren Körperverletzung. Am heutigen 6. Februar wird international an diese menschenrechtsverletztende Tradition, die seit Jahrtausenden betrieben wird und auf einer tiefverwurzelten Ungleichheit zwischen Männern und Frauen basiert, aufmerksam gemacht.

Weibliche Genitalverstümmelung, auch Female Genitale Mutilation (FGM) genannt, kommt weltweit in rund 30 Ländern vor. Besonders weit verbreitet ist sie in Somalia, Ägypten, Mali, dem Sudan, und Guinea, wie die Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit Kristina Hametner erklärt. Insgesamt 200 Millionen Mädchen und Frauen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von dieser Form von Gewalt betroffen.

250 Fälle jährlich im AKH

„Aktuelle Studienzahlen zu Österreich gibt es leider keine“, moniert Hametner. Die letzten würden aus dem Jahr 2000 stammen und von 6000 bis 8000 Betroffenen in Österreich ausgehen. Konkrete Fallzahlen liefern indes Wiener Spitäler. „Im AKH Wien werden beispielsweise jährlich 250 Fälle behandelt, im Wilheminenspital rund 80“, weiß die Expertin.

Grund genug, um in der Bundeshauptstadt mit einem Pilotprojekt zu starten. „Pädagoginnen und Pädagogen in Kindergärten und Schulen sollen sensibilisiert werden, damit sie erkennen können, ob es Betroffenheit oder Gefährdung gibt“, erklärt Hametner die Grundidee des elektronischen Fortbildungsprogrammes, das heute gelauncht wird. Zielgruppe sind Pädagogen, die mit Mädchen im Alter von 0 bis 15 Jahren arbeiten. Es geht einerseits darum mit Vorurteilen aufzuräumen, zu informieren, aufzuklären, und andererseits konkrete Handlungsanweisungen im Verdachtsfall vorzugeben. „Eine Gratwanderung zwischen Sensibilisierung und Überreaktion“, wie Hametner betont. Es gehe dabei keinesfalls darum „einen Generalverdacht“ gegen alle Eltern, die aus den betreffenden Ländern stammen, zu äußern.

Kontrolle über die Frau

Entgegen der landläufigen Meinung gäbe es bei der Genitalverstümmelung „keinen engen Konnex mit der muslimischen Religion“. Vielmehr geht es um die Kontrolle über die Jungfräulichkeit bzw. die Sexualität der Frau. Die Verstümmelung findet meist vor der Pubertät statt, häufig im Alter zwischen vier und acht Jahren, manchmal auch schon als Baby.
Nicht nur in Österreich wird indes Aufklärungsarbeit betrieben. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (ADA) versucht die FGM in ihren Herkunftsländern „ein für alle Mal auszurotten“, wie ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter betont. In den vergangenen Jahren sei zwar ein leichter Rückgang verzeichnet worden. Dennoch sei „jedes Mädchen, das Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung wird, ein Mädchen zu viel“.

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