Wien arbeitet ein Rechtsabbiegeverbot für Lkw ohne Abbiegeassistenten aus - das einem De-Facto-Fahrverbot für diese Fahrzeuge gleichkommt. Der Vorstoß von Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) wurde vom Verkehrsclub Österreich begrüßt, wobei der VCÖ eine Ausweitung auf ganz Österreich forderte. Die Wirtschaftskammer wiederum sprach sich für eine Förderung des Einbaus entsprechender Geräte aus.

Lebensgefährlicher toter Winkel

Der tote Winkel bei Lkw sei lebensgefährlich, versicherte der VCÖ in einer Aussendung am Donnerstag. Abbiegeassistenten würden die Verkehrssicherheit für alle, die zu Fuß, mit Fahrrad oder Moped und Motorrad unterwegs seien, erhöhen. Die Wiener Regelung solle auf ganz Österreich ausgeweitet werden, wurde urgiert. Der Einbau der elektronischen Helfer ist nach Ansicht des Clubs relativ einfach möglich. Es gebe bereits gut funktionierende Nachrüstlösungen für Lkw-Abbiegeassistenten, wie Tests belegen würden.

"Es ist zu begrüßen, dass eine weitgehende Maßnahme wie ein Rechtsabbiegeverbot für schwere Lkw ohne Abbiegeassistent vorab eingehend geprüft wird", befand Walter Ruck, der Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Aus dem Blickwinkel der Verkehrssicherheit sei eine solche Maßnahme verständlich. Allerdings sprach sich der Kammerpräsident dafür aus, den Unternehmern finanziell unter die Arme zu greifen: "Sollte ein Rechtsabbiegeverbot beschlossen werden, ist aber auch klar, dass damit die Voraussetzungen für eine Förderung der Nachrüstung von Lkw mit dem Abbiegeassistenten durch die Stadt gegeben sind."

Alexander Klacska, der Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hielt fest, dass die bestehende Bundesförderung für die Nachrüstung durch die Landesförderung ergänzt werden solle. Dies sei schon aus Gründen des Wettbewerbs nötig. In Deutschland etwa, das die gleichen Assistenzsysteme wie Österreich anerkenne, werde die freiwillige Nachrüstung mit bis zu 1.500 Euro gefördert. In Österreich zahle der Bund maximal 900 Euro pro Lkw und auch nur bis fünf Fahrzeuge in der Flotte, erläuterte Klacska.

Müllfahrzeuge bereits aufgerüstet

Bei städtischen Müllfahrzeugen werden die Geräte bereits getestet. Die Magistratsabteilung 48 arbeite seit Monaten an Lösungen, wie im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) versichert wurde. Mittlerweile seien neun Produkte im Probeeinsatz. Die Auswertungen der bisherigen Ergebnisse haben laut MA 48 gezeigt, dass zwei Systeme am ehesten den Anforderungen entsprechen - eines mit Bilderkennungssoftware und eines mit Radar-Technologie.

Die MA 48 wartet laut Sima-Büro nun auf die Spezifikationen der zuständigen Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten). Von der angekündigten Verordnung erwarte man sich auch eine Erhöhung des Angebots am Markt und eine Beschleunigung der Entwicklungen, wurde betont.