Linz will seine Verkehrsprobleme unter anderem mit einer Seilbahn lösen. Eine Machbarkeitsstudie für eine Nord-Süd-Verbindung in luftiger Höhe ist positiv ausgefallen, wie Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Verkehrsstadtrat Markus Hein (FPÖ) in einer Pressekonferenz am Montag berichteten. Jetzt soll über die Finanzierung der notwendigen 175 oder 283 Millionen Euro verhandelt werden.

Linz nimmt sich La Paz und El Alto in Bolivien zum Vorbild. Dort wird ein aus acht Linien bestehendes Seilbahnnetz von täglich durchschnittlich 230.000 Fahrgästen benützt. In der oberösterreichischen Landeshauptstadt gibt es den Plan, eine insgesamt zehn Kilometer lange Seilbahnverbindung vom Bahnhof Ebelsberg im Süden bis zum Pleschingersee im Norden mit insgesamt neun Stationen in drei Etappen zu bauen. Die Streckenführung soll ein Umsteigen mit zwei S-Bahnen und einer Straßenbahnlinie sowie das Erreichen des Linzer Industriegebietes ermöglichen. Das Fahrgastpotenzial wird aufgrund einer Verkehrserhebung aus dem Jahr 2012 auf bis zu 45.000 Passagiere pro Tag geschätzt.

Optimale Variante

Die optimale Variante wäre eine Drei-Seil-Umlaufbahn - zwei Tragseile, ein Zugseil - mit 167 Gondeln für jeweils bis zu 35 Personen und einer Förderleistung von bis zu 5.500 Personen pro Stunde je Richtung. Die Reisegeschwindigkeit würde 29 km/h betragen. Zum Vergleich wird die Transport-Kapazität einer Straßenbahn in einem dichten fünf Minuten Takt mit knapp 3.000 Menschen beziffert. In den großen Gondeln könnten auch Kinderwagen und Fahrräder transportiert werden. Weitere Vorteile: Betrieb bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h und nur sieben Stützen erforderlich. Die Errichtungskosten wurden mit 283 Millionen Euro berechnet. Eine Alternative wäre eine Einseilumlaufbahn (EUB) mit kleineren Gondeln - somit einer Förderleistung von 4.000 Personen pro Stunde. Der Betrieb wäre nur bis zu einer Windgeschwindigkeit von 60 km/h möglich. Trotz 31 Stützen wären für den Bau nur 175 Millionen Euro erforderlich. Der Betrieb wird mit jährlich sieben Millionen Euro veranschlagt.

"Das Seilbahnprojekt würde den städtischen Haushalt überfordern und ohne Beteiligung des Bundes und des Landes nicht möglich sein", stellten Luger und Hein fest. Sie verwiesen darauf, dass für die Grazer Mur-Seilbahn vom Bund eine Kostenbeteiligung in Aussicht gestellt wurde und könnten sich eine 50:25:25 Finanzierung vorstellen. Bei der teureren Variante wären das jeweils 70 Millionen für Land und Stadt oder bei der billigeren jeweils 44 Millionen. Die Bauzeit wird auch inklusive aller Behördenverfahren und Einigung mit den Anrainern unter den Seilen mit mindestens drei Jahren veranschlagt.

Auch der Mobilitäts- und Bezirkssprecher der Grünen, Klaus Grininger, kommentierte die Seilbahnpläne: "Natürlich soll es beim Öffi-Verkehr keine Denkverbote geben. Die Umsetzung der lange versprochenen zweiten Straßenbahnachse muss aber Vorrang haben". Er verlangte darüber baldige Verhandlungen mit Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ).