Die Österreicher werden sich wohl auch künftig auf vermehrte Extremwetterereignisse einstellen müssen. "Hierzulande sind es vor allem Stürme, Hochwasser, Schnee und Hagel sowie Hitzewellen", sagte Othmar Ederer, Präsident des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreich (VVO). Der VVO rechnet mit jährlichen Schäden von mehr als 200 Millionen Euro.

Auch die bisherigen Wetterereignisse des Jahres 2018 unterstreichen den Trend. Auf eine extreme Kältewelle im Februar folgte ungewöhnlich warmes Wetter. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab es bereits bis Mitte Juni mehr als 50 Prozent der Sommertage eines gesamten durchschnittlichen Jahres. Die Blitzsaison, die normalerweise im Juni startet, hat heuer - einhergehend mit heftigen Unwettern - bereits im April begonnen. "In Summe entstand ein Gesamtschaden in der Landwirtschaft in der Höhe von mehr als zwei Millionen Euro, primär bedingt durch Hagel und Überschwemmungen", sagte Ederer bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien.

Österreicher erkennen die Risiken

Die Österreicher sind sich der Risiken zunehmend bewusst. In einer Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) sah etwa die Hälfte der Befragten Unwetter, Hagel und Stürme als große Gefahr an. "Vor fünf Jahren waren das nur 25 Prozent", sagte KFV-Direktor Othmar Thann. Auch bei Hochwasser glaubt nur mehr ein Drittel daran, gar nicht davon gefährdet zu sein. Bei der Umfrage wurden auch Menschen, die selbst Opfer einer Extremwetterlage geworden sind, nach den Auswirkungen auf ihre Psyche befragt. 40 Prozent befürchteten dabei eine Wiederholung der Situation, 17 Prozent fühlten sich generell unsicherer und sechs Prozent litten zumindest zeitweise unter Schlafstörungen.

ZAMG-Direktor Michael Staudinger unterstrich wie extrem das bisherige Wettergeschehen in Österreich war. Der Jänner belegte Platz drei in der Reihe der wärmsten Jänner-Monate der Messgeschichte, der Februar war auf den Bergen einer der 20 kältesten, der April wiederum ist auf Platz zwei bei den wärmsten April-Monaten und der Mai belegt im Wärmeranking Platz vier. Staudinger plädierte dafür, die Menschen etwa durch Unwetterwarnungen entsprechend zu sensibilisieren.

Generell sprachen sich die Experten für mehr Prävention und Schutzmaßnahmen aus. Die ZAMG arbeitet etwa mit vielen Regionen zusammen, um die Gefahren durch den Klimawandel genau zu analysieren und diesen gegenzusteuern. "Viele direkte Schäden oder wirtschaftliche Probleme können durch geeignete Maßnahmen vermieden werden", sagte Staudinger. Ederer sprach sich für eine generelle Durchversicherung gegen Unwetterschäden aus. Dabei liege der Ball aber derzeit "bei der Politik".