Anrainern waren Nachbarschaftsprobleme zwischen dem Angeklagten und den Opfern bekannt. Die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner attestierte ihm volle Zurechnungsfähigkeit.

Doppelmord

Der Vater zweier Kinder, der am Dienstag Geburtstag hatte, steht seit Montag wegen Doppelmordes vor Gericht. Er hat am 13. Februar auf der Straße den 74-jährigen Nachbarn und dessen 72-jährige Ehefrau geschlagen, getreten und mit einer Eisenstange, die er von einer nahegelegenen Baustelle geholt hatte, erstochen. Er bekennt sich nur des Totschlags schuldig, will laut Verteidiger Andreas Mauhart im Affekt gehandelt haben. Staatsanwalt Reinhard Steiner spricht von Mord. Der Tat sollen jahrelange Nachbarschaftsstreitigkeiten vorangegangen sein.

Schon die Tochter der Opfer, die ebenfalls eine Nachbarin ist, hatte am ersten Prozesstag erklärt, dass es kein gutes Einvernehmen mit dem Mann, der 1999 in die Siedlung zog, gegeben habe. Er hielt sich nicht an die Regeln des "normalen Zusammenlebens", meinte die Juristin. Als Jahre später dessen Kinder auf die Welt kamen, sei es auch öfters laut im Garten gewesen.

Vor allem nach der Geburt der Tochter 2010 wirkte die Frau des Angeklagten "zusehends niedergeschlagen", sagte am Dienstag ein Zeuge. Die zunehmenden Beschimpfungen der Kinder durch die Nachbarn wie "Missgeburt" hätten sie enorm belastet. "Wann ertränken sie denn endlich ihre Gfraster im Pool?", soll etwa die Pensionistin der Frau zugerufen haben. Das berichtete eine befreundete Nachbarin Richterin Petra Oberhuber.

"Unglaubliche Wut"

Wenige Tage vor dem 13. Februar wirkte auch der Angeklagte "sehr bedrückt und in sich gekehrt", erinnerte sich ein anderer Zeuge. Er hatte den Mann auf einem Faschingskehraus getroffen. Dass der als ruhig und hilfsbereit beschriebene Mensch wenig später zwei Leute tötete, konnte er nur damit erklären, dass sich "über all die Jahre eine unglaubliche Wut aufgebaut" haben müsse.

Für die psychiatrische Gutachterin bestand kein Zweifel, dass der Angeklagte wusste, "was er tat". Allerdings müsse irgendetwas "doch aus dem Lot geraten" sein, wenn jemand zu Derartigem fähig sei. Kastner beschrieb den Mann als "extrem stur" und jemanden "der starr seine Ziele verfolgt, emotionale Belange ausklammert und rein logisch, faktisch und vernünftig handelt".

Frau des Angeklagten wollte gehen

Diese Persönlichkeit heiratete eine sehr emotionale, eher ängstliche Frau. Als dann die Probleme mit den Nachbarn immer mehr die Ehefrau belasteten, begann in ihm nicht nur das Unverständnis sondern auch der Druck auf ihn zu wachsen. Sein Leben, vergleichbar für die Expertin "mit einem langen Fluss, der ohne Turbulenzen in dem von ihm betonierten Bett dahinfließt", geriet ins Wanken, als die Frau überlegte mit den Kindern das gemeinsame Heim zu verlassen. Die Wut auf die Verursacher der Situation, das Nachbarehepaar, versetzte ihn in einen "heftigen Affektzustand". Wobei die Opfer nur die "mittelbaren Verursacher" waren, führte die Gutachterin aus. Das eigentliche Problem sei eher das Verhältnis zu seiner Frau.

Ob wie geplant am Dienstag ein Urteil gesprochen wird, war am Nachmittag noch offen. Die Befragung der Zeugen zog sich in die Länge.