Gerichtssprecherin Christina Salzborn nannte Tatbegehungsgefahr als den Grund für die U-Haft. Der 63-Jährige habe vor dem Richter keine Angaben gemacht.

Bei den Einvernahmen durch die Polizei hat der Tatverdächtige bisher bestritten, von den Plänen seines Mitbewohners gewusst zu haben. Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger gab er zwar zu, den Täter zu dem Supermarkt in der Hütteldorfer Straße gebracht zu haben. Dass dieser vorhatte, das Geschäft auszurauben, will er aber nicht gewusst haben.

Mehrere Zeugeneinvernahmen

Der 63-Jährige gab an, der letztlich von Beamten der WEGA erschossene Täter habe ihm gesagt, er wolle sich mit Freunden treffen, und er habe ihm das geglaubt. Nachdem er den 49-Jährigen bei dem Billa in der Hütteldorfer Straße abgesetzt hatte, wartete er in einem chinesischen Restaurant in der Nähe auf ihn. Die Polizei überprüft die Aussagen des 63-Jährigen durch mehrere Zeugeneinvernahmen, betonte Eidenberger. Über die von der Staatsanwaltschaft beantragte U-Haft wird vermutlich noch Mittwochnachmittag entschieden.

Klar ist auch, dass der 63-Jährige in eher prekären finanziellen Verhältnissen gelebt haben dürfte. Er geht keiner Beschäftigung nach und war offenbar mit der Miete für seine Wohnung unweit des Rudolfsplatzes in der Innenstadt im Rückstand. Umgekehrt soll der Haupttäter bei ihm Schulden gehabt haben.

Tödliche Schussverletzung

Der 49-jährige Räuber hatte am Samstag kaltblütig auf Polizeibeamte geschossen, als diese an der Hintertür der Billa-Filiale auf der Hütteldorfer Straße klopften, in der zuvor der Täter drei Angestellte gefesselt hatte. Der 23 Jahre alte, erst vor wenigen Wochen in den Exekutivdienst übernommene Beamte wurde am Kopf getroffen und letztlich tödlich verletzt, ein 25-jähriger Polizeischüler im Bauch- und Oberschenkelbereich. Die WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) spürte schließlich den Räuber auf, der sich in dem Gebäudekomplex verschanzt hatte. Der Mann eröffnete ein zweites Mal das Feuer, worauf er von der Sondereinheit erschossen wurde.

Unterdessen hat der Tod des am vergangenen Samstag bei dem Supermarktüberfall in den Kopf getroffenen Polizisten bei Bundes- und Landespolitikern nahezu aller Couleurs Trauer und Betroffenheit ausgelöst. In zahlreichen Reaktionen gedachten sie des 23-Jährigen.

"Tragischer Fall"

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sagte: "Heute müssen wir in tragischer Weise akzeptieren, welches Risiko sie damit für uns alle auf sich nehmen." Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betonte: "Der tragische Fall zeigt einmal mehr, wie sehr wir unseren Polizistinnen und Polizisten dankbar sein müssen, dass sie sich tagtäglich für unsere Sicherheit einsetzen."

FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache meinte, dieses furchtbare Ereignis zeige einmal mehr, wie gefährlich der Beruf unserer österreichischen Exekutivbeamten sei und welch skrupellosen Verbrechern sie oft gegenüberstünden. Eva Glawischnig, Klubobfrau der Grünen, zeigte sich ebenfalls betroffen: "Es ist ausgesprochen tragisch, dass dieser tapfere 23-Jährige seinen Einsatz für andere mit dem eigenen Leben bezahlen musste." Sicherheitssprecher Christoph Hagen sprach für das Team Stronach den Angehörigen das "aufrichtige Beileid" aus.

Beileidsbekundungen kamen auch von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), von seinen Vizebürgermeistern Maria Vassilakou (Grüne) und Johann Gudenus (FPÖ) sowie dem Wiener ÖVP-Obmann Gernot Blümel. Betroffen zeigten sich auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst/Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann, und der Bundesvorsitzende der freiheitlichen AUF-Gewerkschaft und FPÖ-Bereichssprecher für den Öffentlichen Dienst, Bundesrat Werner Herbert.