Was für eine Zahl, die der Innenminister präsentierte! 68.000 Menschen kamen seit Jahresbeginn illegal nach Österreich. Menschen aus Afghanistan, Indien, Syrien, Pakistan. Und die Antwort? Irgendwie will da keine Regierungspartei wirklich anstreifen. Aus Angst, in diversen Social-Media-Blasen als Menschenfeind verbal verprügelt oder mit Viktor Orbán verglichen zu werden? Aus Entscheidungsschwäche oder nur aus Hilflosigkeit gegenüber Schleppern? Ein Präsidentschaftskandidat hat ja auf die Kritik, dass er aufgrund seiner Forderungen bei der falschen Wahl angetreten wäre, auf die mediale Macht eines Präsidenten verwiesen. Als Präsident wäre er mit Journalisten – vielleicht auch mit seinem Dackel Mathilde – an die ungarische Grenze gefahren, um Druck auf die Regierung zu erzeugen. Die dortige SPÖ hätte ihn da sicher unterstützt und wie gestern gerufen, dass Österreich zum "Hotspot der Schlepperkriminalität geworden ist".
Ob der alt-neue Präsident mit First Dog Juli die Idee aufgreifen wird, um an der Grenze angesichts von 68.000 aufgegriffenen Migranten zu sagen "Das geht gar nicht!" oder "Liebe Leut, das ist der dortigen Bevölkerung nicht mehr zumutbar!"? Er sollte. Aber wer betritt schon freiwillig ein Minenfeld, auf dem das Schwert der moralischen Diskreditierung schneller als irgendwo anders geschwungen wird.
Er könnte mit Blick auf Zehntausende freie Arbeitsstellen aber auch fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, Indern die Möglichkeit zu geben, legal als Arbeitskraft nach Österreich reisen zu können. Er könnte aussprechen, was Sache ist. Dass Schlepper und nicht die Regierung bestimmen, welche Migranten zu uns kommen. Und mit Blick auf künftige Wahlerfolge extrem rechter Kandidaten fragen: Wie lange noch?