Wien gilt ja als Weltmetropole des Raunzens: Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube, wenn es darum geht, die Beschwerlichkeiten des Daseins deutlich zu machen. Dass das „goldene Wienerherz“ ja auch nur aus Metall ist, ist schon sprichwörtlich geworden. Es müsste also eine Zumutung sein, in dieser Stadt zu leben.

Kurioserweise wird Wien beim Index der „Lebenswertesten Stadt“ aber immer wieder auf Platz 1 gesetzt. Auch 2022 hat dieses britische Ranking Wien zur weltweit lebenswertesten Stadt erklärt (nach einem coronabedingten Absturz auf Platz 12 im Vorjahr). Eine graue, hässliche Stadt voller grantiger Leute, deren verbale Aggression zum „Schmäh“ verklärt worden ist, ist hinsichtlich Gesundheit, Bildung, Kultur, Sicherheit und Infrastruktur weltweit top.

Wobei der negative Ruf Wiens ein in Restösterreich sehr haltbares Vorurteil darstellt, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Wien hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, der Mief der urbanen Provinz hat sich verzogen, die oft bedrückende Nachkriegstimmung ist einer weltläufigen Weite gewichen. Wien ist heute eine moderne, freundliche, bestens funktionierende, großteils hervorragend verwaltete Stadt.

Dass Wohlstand und Lebensqualität zusammenhängen, dürfte nicht überraschen. Nach Wien rangieren Kopenhagen, Zürich, Calgary, Vancouver, Genf. Metropolen, die sich in den reichsten Ländern der Welt befinden. So bleibt die Moral von der Geschichte, jene, dass Geld vielleicht doch glücklich macht.