Der Mensch ist des Menschen Feind, aber er ist vor allem auch der verlässliche Feind der Tiere. Das ist die Realität, die wir gerne unter Verharmlosungswörtern wie „Tierwohl“ oder „Fleischproduktion“ verbergen. Die Mehrzahl der Konsumenten ist geübt im Wegschauen, denn sonst würde der Sonntagsbraten schon lange nicht mehr schmecken. Allerdings sind wir für unsere Blickrichtung selbst verantwortlich. Wer wissen will, kann wissen. Das ist der Fluch des Netzzeitalters.

Vor diesem Hintergrund kann man die gestern von Minister Johannes Rauch präsentierte Tierschutznovelle nicht laut genug preisen. Es geht in die richtige Richtung: Die grausamen Tiertransporte werden eingeschränkt, Exporte werden reguliert, männliche Küken sollen nicht mehr im Müll landen. Doch alles geht langsam. Viele Lücken und damit viele Qualen bleiben erhalten – etwa Vollspaltenböden in der Schweinemast. Einzelheiten möchte ich zu so früher Morgenstunde lieber verschweigen.

Es geht hier nicht um Vorwürfe und schlechtes Gewissen. Die Ordnung der Welt mit wechselseitigem Mord zur Nahrungsbeschaffung haben nicht wir Menschen erfunden. Aber die grausame Logik der industriellen Landwirtschaft und der „rationalen“ Billigfleischwirtschaft müssen wir uns schon vorhalten lassen. Alle Humanen auf dem Planeten könnten mit Pflanzenkost gut satt werden und glücklich leben. Das bleibt aber eine fromme Theorie und wird ohne große Weltkatastrophe auf Sicht kein Mehrheitsprogramm sein. Das Unvollkommene unserer Existenz bleibt eine Konstante, die einen manchmal sehr traurig macht. Hungrig macht sie jedenfalls nicht.