Die Regierung begeht ihren zweiten Jahrestag und versichert sich wechselseitig der Treue und Wertschätzung. Vielleicht sind die zugewandten Gesten auch nur eine Art Selbstvergewisserung, bevor die neuformierte Koalition, die jetzt wieder schwarz-grün ist, auf ihre erste große Klippe zusteuert: die Umsetzung der Impfpflicht. Das umfehdete Vorhaben muss sich nicht nur gegen eine mobilisierungsstarke Minderheit behaupten, sondern wird auch von der neuen Virusvariante inhaltlich auf die Rüttelstrecke geschickt. Wenn Omikron selbst vor Mehrfachgeimpften nicht haltmacht, wie man am Kanzler, der jetzt auch sein Kärntner Kleinwalsertal hat, sieht, kann ich dann als Staat die Bürger zu einer Impfung verpflichten – noch dazu, wenn die Mutante zwar hochansteckend, aber eine von der eher milden Sorte ist? Die Frage muss verhandelbar bleiben.