Oscarpreisträger Javier Bardem und Hollywoodstar Donald Sutherland verwandelten das Internationale Filmfestival im spanischen San Sebastian am Donnerstagabend in einen Weckruf für den globalen Klimaschutz. "Wir müssen endlich handeln und den verantwortlichen Politikern und Wirtschaftsbossen sagen: Es reicht", erklärte Bardem nach der Europapremiere seiner Antarktisdoku "Sanctuary" im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

"So kann es nicht weitergehen. Wir haben den klimatischen Notstand", so der Starschauspieler. Mit Entsetzen habe er am Dienstag die UN-Vollversammlung verfolgt, auf der Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro den internationalen Umweltschutz als Bedrohung der brasilianischen Souveränität bezeichnete und mit Blick auf die verheerenden Waldbrände im Amazonas versicherte, der Regenwald sei überhaupt nicht wichtig im Kampf gegen die Erderwärmung. "Es ist einfach unglaublich, dass es heute noch Politiker wie Bolsonaro oder Donald Trump gibt, die ernsthaft den Klimawandel leugnen".

Er selbst habe bei den Dreharbeiten zur "Sanctuary"-Doku in der Antarktis erlebt, wie sehr der Klimawandel bereits eine der abgelegensten Gegenden der Erde zerstöre. "Es war erschreckend zu sehen, wie sehr sich unser Handeln auf einen so reinen Ort auswirkt. Und ich spreche nicht nur vom Abschmelzen der Gletscher, sondern auch von Müllsäcken, wie wir sie hier in Europa verwenden."

Unter der Regie von Alvaro Longoria und in Zusammenarbeit mit Greenpeace besuchte der spanische Oscarpreisträger ("No Country For Old Man") den weißen Kontinent, um als Protagonist des Dokumentarfilms für den Schutz der Antarktis und die dortige Errichtung des größten Meeresschutzgebiets der Welt einzusetzen. Schauspieler wie er könnten und sollten ihre Bekanntheit nutzen, um für den Klimaschutz zu werben. "Doch Leuten wie Greta Thunberg folgen Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Sie sind die wahren Protagonisten."

Die 16-jährige Klimaaktivistin aus Schweden, die Anfang Dezember als Gründerin der "Fridays for Future"-Demonstrationen mit dem Right Livelihood Award - dem "alternativen Nobelpreis" - ausgezeichnet wird, sei für die Welt ein "Segen, ein Geschenk", meinte der spanische Hollywoodstar. "Es sind die jungen Generation, die endlich aufstehen und ihre Stimme erheben. Trump und seine Gefährten im Geiste werden schon bald wieder verschwinden. Junge Menschen wie Greta hingegen sind die Zukunft", so Bardem.

Auf dem Festival nutzte er nach der Europapremiere seines Dokumentarfilms die Vergabe des Greenpeace-Filmpreises Lurra, um alle zur Teilnahme am globalen Klimastreik am heutigen Freitag, den 27. September, aufzurufen. "Geht auf die Straße, schreit Eure Wut heraus. Die Politiker werden Euch zuhören. Denn sie haben Angst. Angst vor einer neuen Generation von Wählern, die Stopp sagt, die ein Umdenken im Klimaschutz fordert", versicherte Bardem bei der Vergabe des Greenpeace-Preises für Filme, die den Umweltschutz thematisieren.

Donald Sutherland in San Sebastian
Donald Sutherland in San Sebastian © APA/AFP/ANDER GILLENEA

Ausgezeichnet wurde heuer der Schweizer Beitrag "Le Milieu de l'Horizon" von Delphine Lehericey. Der Film mit Laetitia Casta, der in San Sebastian im "New Directors"-Wettbewerb läuft, erzählt die Geschichte eines Buben, der sich mit den harten Folgen einer sich dramatisch verändernden Umwelt und den Auswirkungen auf die Menschen konfrontiert sieht. Javier Bardem und Delphine Lehericey waren am Donnerstag in San Sebastian aber nicht die einzigen, die mehr Klimaschutz forderten.

Auf der Pressekonferenz des kanadischen Hollywoodstars Donald Sutherland hielten die Festivalbetreiber die Journalisten an, nur Fragen mit Bezug auf den Donostia-Ehren-Award zu stellen, mit welchem Sutherland am Donnerstagabend für seine Karriere mit über 200 Filmen geehrt wurde. Damit war der 84-jährige Darsteller aber gar nicht einverstanden. "Ich will hier auch über den Klimawandel sprechen", sagte Sutherland energisch und man erinnerte sich unweigerlich an den tyrannischen Präsidenten Snow, den Sutherland in "Tribute von Panem" verkörperte.

Das Thema beunruhige ihn sehr. "Ich habe Kinder und Enkelkinder. Und die Welt, die wir ihnen hinterlassen, ist kein Ort, an dem sie leben können werden". Gerade deshalb sei seine Enttäuschung über die vergangene UN-Klimakonferenz so groß. "Die Haltung der UN gegenüber dem Klimawandel ist eine große Scheiße", resümierte Sutherland seine Meinung über das zögernde Verhalten der internationalen Staatengemeinschaft bei Schutz des Planeten.