Querelen um „Volks-Rock’n’Roller“ Andreas Gabalier gab es bisher vor allem in Österreich (siehe Bundeshymne, „Gender-Wahnsinn“, Medienattacken). Nun aber entwickelt sich eine geplante Ehrung für den Musiker zum Aufreger der Saison in München: Dass die Faschingsgesellschaft Narrhalla dem 34-Jährigen bei ihrem Ball am 2. Februar den „Karl-Valentin-Orden“ verleihen will, schlägt Wellen. Der Komiker und Volkssänger Karl Valentin (1882 – 1948) gilt gemeinsam mit seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt als prägender Vertreter absurden, anarchischen Humors. Seit Anfang der Woche schaukelt sich die Erregung unter den Hütern seines Erbes ziemlich auf.

Nicht nur Sabine Rinberger, Direktorin des „Valentin-Karlstadt-Musäums“ in der bayerischen Hauptstadt, ärgert sich: Gabaliers Haltung sei rechtspopulistisch, homophob und frauenfeindlich, findet Rinberger: „Hulapalu hat nichts mit Karl Valentin zu tun!“.

Auch Valentins Nachlassverwalter, Anwalt Gunter Fette, will laut „Spiegel“ nicht hinnehmen, „dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen wie dem nachgestellten Hakenkreuz auf dem CD-Cover, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentins in Verbindung gebracht wird.“

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) wiederum warf sich mit einem Facebook-Posting für Gabalier in die Bresche: Die Kritik sei "schon pathologischer Hass gegenüber andersdenkenden Kunstschaffende" befand er - und forderte Freiheit für die Kunst.

Bei der Faschingsgesellschaft versteht man die Aufregung nicht ganz: Gabalier sei eben ein „Volkssänger 2.0“, wie kein anderer verstehe er es, volkstümliche Musik mit Stadionrock zu verbinden. "Texte von Künstlern sind vielseitig auslegbar und werden offensichtlich von bestimmten Personen je nach Neigung unterschiedlich wahrgenommen." Der Verein mache sich rechtspopulistische, homophobe sowie frauen- und fremdenfeindliche Texte nicht zu eigen. "Wir stehen für eine bunte, tolerante und soziale Stadtgesellschaft", versichert Narrhalla.

Gabaliers Song "A Meinung haben" würdigt der Faschingsverein als ein "Loblied auf das Andersdenken, auf Menschen, die ihr politikverdrossenes Schweigen brechen und hinter ihrer Meinung stehen". Darin heißt es "Dann schauns di an mit ganz großen Augen, wenn ana aufsteht und sagt was er si denkt".

"Als würde man bei uns nichts sagen dürfen!", kontert Rinberger. Gabaliers Einordnung als Volkssänger ist nach Ansicht der Valentin-Expertin verkehrt. Das Volkssängertum sei eine Kunstgattung des
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gewesen. Bei
Gabalier gebe es keinen Zusammenhang mit Valentins Sprachfertigkeit, seinem Doppelsinn und Genie oder seinem Querdenkertum. "Volks-Rock'n'-Roller, das kann er ja sein, aber das hat nichts mit Valentin zu tun", sagt Rinberger.

Gabalier selbst freut sich auf die Ordensverleihung, heißt es. Zur Kritik an der Verleihung gab es vorerst keine Stellungnahme ab. Der Orden, der seit 1973 vergeben wird, ging bisher unter anderem an Hape Kerkeling, Senta Berger, Loriot, Michael „Bully“ Herbig, Heino und Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI.