Leserbriefe zu: „Deckel drauf? Debatte entzündet sich neu“, 6. 8.
Preisdeckel auf Lebensmittel ist wohl die dümmste Idee, die man haben kann. Belastungen rauf, hohe Energiekosten, indirekte Besteuerung von Ökostrom usw. Abwanderung und Pleiten von Betrieben, und damit Schwächung der Kaufkraft, sind das Resultat. Müssen wir dann halt mit dem Mercosur-Abkommen billige Lebensmittel ins Land holen und damit wird die Unabhängigkeit geopfert, da viele Bauern wieder zusperren werden. Jeden Tag sperren still und leise neun Bauernhöfe zu! Wen interessiert es? Bis die nächste Katastrophe kommt, siehe Corona, da hat man bemerkt, was regionale Produktion und Lebensmittelsicherheit wert ist. Ist aber schon wieder vergessen. Unfassbar diese Kurzsichtigkeit! „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ (Mahatma Gandhi) Hannes Löschenkohl, Kappel am Krappfeld

Spanischer Weg

Die hohen Lebensmittelpreise treiben die Inflation weiter an und setzen die Konsumenten damit unter Druck. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei nicht um irgendwelche Luxusgüter, sondern um Dinge, die man zum Leben braucht. Und wie schon bei Wohnen und Energie gilt auch hier die traurige Maxime: Wer weniger hat, leidet unter den steigenden Preisen am stärksten.

Wenn die unteren Einkommensgruppen bereits die Hälfte für Wohnen, Energie und Nahrungsmittel ausgeben müssen, dann haben nicht nur diese Menschen ein ernsthaftes Problem, sondern auch die Wirtschaft. Denn unter diesen Voraussetzungen bricht der private Konsum zusammen – und infolgedessen auch die Umsätze der Unternehmen.

Nach drei Jahren Rezession mit steigender Arbeitslosigkeit und einer um 1,5 Prozent höheren Inflation als in der Eurozone darf die Politik deshalb nicht tatenlos zusehen, wie unser Wohlstand und unsere Wettbewerbsfähigkeit durch die Teuerung vernichtet werden.

Spanien hat beispielsweise in der Teuerungskrise sowohl bei der Energie als auch bei den Lebensmitteln in Preise eingegriffen. Die Folgen waren eine der niedrigsten Inflationsraten und ein besonders starkes Wirtschaftswachstum in der Eurozone. Angesichts dessen halte ich den Vorstoß von Finanzminister Markus Marterbauer, sich am „spanischen Weg” zu orientieren, für richtig und wichtig. José Curado, Klosterneuburg

Steuersatz senken?

Man versteht ja, dass der Staat derzeit nichts zu verschenken hat, aber warum sollte es nicht möglich sein, den Zehn-Prozent-Steuersatz auf Dinge des täglichen Lebens zu senken, z. B. auf sieben bis acht Prozent. Dafür den anderen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent auf 22 bis 23 Prozent erhöhen (für Produkte, die man nicht wirklich zum Leben braucht). So ist es für den Staat eine Win-Win-Situation. Und für viele Staatsbürger wird das Leben wieder leichter. Alfred Kügerl, Graz

Ironische Replik

Es ist doch eine bodenlose Frechheit, was sich da der Finanzminister getraut bzw. erlaubt, die Lebensmittelpreise zu kritisieren. Es müssen sich ja die Gewinne der Lebensmittelkonzerne immer noch steigern, oder? Weil die Führungskräfte dieser und auch anderer Konzerne mehr Einkommen und Bonis haben wollen, um sündteure Immobilien oder Realitäten, erwerben zu können. Diese Konzerne sollten sich lieber darum kümmern, dass die Frauen im Verkauf anständig behandelt und bezahlt werden. Ernst Müllner, Aich

Förderung nötig

Wow: “Preise … sind kein Übel, … sondern das wichtigste Steuerungsinstrument einer Marktwirtschaft“, schreibt Ökonomin Carmen Treml. Nun ist es aber so, dass die Landwirte ohne Förderung Lebensmittel gar nicht produzieren könnten. Erst Förderung ermöglicht es, dass die Bauern Saatgut, Dünger, Spritzmittel, Diesel und vieles andere mehr einkaufen können, um dann Lebensmittel zu produzieren. Aber große Gewinne schreiben sie trotzdem nicht damit; denn die fallen erst - in beachtlichem Ausmaß - bei den Verarbeitern und bei Handel und Vertrieb an. Und deswegen schließt ein Betrieb nach dem andern.

Liebe Frau Treml: Wenn der Staat – die steuerzahlende Bevölkerung vor allem – mit den Steuergeldern subventioniert und fördert, hat er nicht nur das Recht, sondern darüber hinaus sogar die Pflicht, hier für Transparenz zu sorgen und regelnd einzugreifen. Es kann nicht sein, dass im Lebensmittelbereich Gewinne bei Handel und Vertrieb anfallen, während der Abgang in der Produktion bei der konsumierenden Bevölkerung verbleibt. DI Markus Reicher, Pörtschach

Lebensmittel zu billig

Bezugnehmend auf die Regulierungsfantasien unseres Finanzministers zu den “hohen” Lebensmittelpreisen möchte ich ihm Unwissenheit, gepaart mit einer Prise Populismus unterstellen: Solange in Österreich pro Haushalt im Schnitt monatlich einwandfreie und genießbare Lebensmittel im Wert von über 50 Euro weggeworfen werden, kann man nur zum Schluss kommen, dass Lebensmittel viel zu billig sind. Der Finanzminister sollte sich eher dafür starkmachen, dass im Handel ein Aktionsverbot auf Grundnahrungsmittel wie z. B. Fleisch-, Brot- und Milchprodukte umgesetzt wird. Denn das ist der wahre Grund für Lebensmittelverschwendung. Höchste europäische Tierwohlstandards und höchste Lebensmittelsicherheit in Österreich haben ihren Preis und sind für Aktionen zu schade, das sollte unseren Politikern, welche unseren Bauern diese Regeln vorschreiben, bewusst sein. Franz Uller, Feldbach