„Strommarkt wird neu vermessen“, 5. 7.
Zuerst werden PV-Anlagen für private Haushalte so stark gefördert, dass sich praktisch jeder eine solche aufs Dach baut – doch dann wird man systematisch abkassiert. Die Einspeisevergütungen sinken drastisch (was ja noch nachvollziehbar ist), aber dann auch noch Netzkosten vom kleinen Energieerzeuger zu verlangen, ist schon unverschämt und dreist – verursachungsgerecht hin oder her. Das ist eine klare Benachteiligung dezentraler Energieerzeuger, da somit für die gleiche Kilowattstunde der Einspeisende und der Bezieher faktisch doppelt bezahlen. Und das, obwohl der grüne Strom zur Versorgungssicherheit beiträgt und die Energiewende voranbringen soll – so die Politik.
Ein kleiner Vergleich: Ein Landwirt bezahlt im Supermarkt nicht dafür, dass seine Produkte in den Handel kommen. Er erhält zwar nur einen Bruchteil des Verkaufspreises ausbezahlt, wird aber dafür nicht zusätzlich zur Kasse gebeten. So ähnlich sollte es in jedem Wirtschaftssektor sein. Man kann nicht dasselbe Produkt zweimal verkaufen - oder doch? Die geplante Novelle wirkt wie eine extreme Abzocke derjenigen, die bereit waren, in erneuerbare Energie zu investieren und ihren Beitrag für eine grüne Zukunft zu leisten.
Andreas Leitner, Hermagor
Höchst fragwürdig
Dass die Regierung die Strompreise für Abnehmer stabiler halten möchte, ist durchaus löblich, auch günstige Energie ist für den Wirtschaftsstandort sinnvoll. Nun wissen wir noch nicht viel vom ElWG aber die Pläne zur PV-Einspeisung konterkarieren die Absicht der Regierung. Es sind nicht die PV-Anlagen, die den Strompreis stark schwanken lassen, es ist das Merit-Order-Prinzip. PV-Strom ist extrem günstig, aber nur ein Gaskraftwerk am Netz treibt den Strompreis in die Höhe. Eine prozentuale Verrechnung würde hier viel mehr bringen. Auch die geplante Einspeisegebühr ist höchst fragwürdig – denn Geld lässt sich mit einer normalen Kleinanlage nicht verdienen, der Hauptvorteil liegt jetzt schon in der Ersparnis durch Eigenverbrauch.
Warum fürs Einspeisen eine Netzgebühr fällig werden sollte, ist mir auch ein Rätsel, denn jeder PV-Betreiber zahlt ganz normal Netzbenutzungsgebühren. Warum die gleiche Leitung doppelt berechnen? Die geplante Spitzenstromkappung ist aus Netzstabilitätsgründen nachvollziehbar, aber ökonomisch nicht sinnvoll. Es wäre viel klüger, den Überschussstrom zu speichern. Gerade wir in den Alpen haben die Möglichkeit von Pumpspeicherkraftwerken. Diese sind zwar lokal ein gewaltiger Eingriff in die Natur, aber man sollte dennoch überlegen, ob man nicht zwei, drei Täler dafür verwendet. Einen umweltfreundlicheren Stromspeicher findet man nämlich nicht.
Gunther Weirum, Graz
Weltfremd
Warum werden mit der Netzgebühr für die Einspeisung Milliardengewinne der E-Wirtschaft erhöht und kleine PV-Produzenten zur Kasse gebeten? Ich habe eine 12-kWp-Anlage mit 12-kWh-Speicher. Ich beziehe von der Kelag kaum Strom und nutze daher meine PV-Anlage optimal aus. Als das Thema der Energiewende hoch im Kurs war, wurde die Errichtung von PV-Anlagen gefördert, auch Speicher. Jetzt nicht mehr, jetzt kommen Strafen und Klimaziele sowie Klimawandel sind egal. Ich sage, dass damit der Regierung die Menschen egal sind!
Die Kelag hat mir damals bei der Errichtung angeboten, keine Speicher zu kaufen, weil die Kelag ja speichere. Welch ein Hohn: Ich müsste für den Bezug des von mir vorher eingespeisten Stroms Netzgebühr zahlen. (Ich habe das Angebot natürlich abgelehnt). Der Hohn multipliziert sich nun durch die absolut nicht nachvollziehbare Entscheidung der Regierung (die Schwarzen wollen offensichtlich ihre Klientel befriedigen!). Jetzt muss ich auch für die Einspeisung von Strom eine Netzgebühr zahlen. Diese zusätzlichen Erlöse kommen zu den Milliardengewinnen der E-Wirtschaftsbetriebe dazu. Bravo!
Liebe Regierung, treibt es nicht zu weit mit euren unglaublich weltfremden Entscheidungen (bei der Belastung der ärmeren Bürger und da vor allem der Pensionisten – ich bin einer), die Bürger entscheiden sich irgendwann wieder.
Dr. Harald Rohrer, Villach
Falsche Richtung
Es ist ein Schritt in die falsche Richtung, dass Personen, die sich eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) finanziert haben, nun zur Kasse gebeten werden, weil sie für überschüssigen Strom Netzgebühren bezahlen müssen. Diese Maßnahme bestraft diejenigen, die aktiv versuchen, nachhaltige Energie zu erzeugen und somit einen Beitrag zur Energiewende leisten. Anstatt die Bevölkerung zu ermutigen, in erneuerbare Energien zu investieren, wird ihnen nun ein finanzieller Nachteil auferlegt – ein unverhältnismäßiger und ungerechter Umgang mit umweltbewussten Bürgerinnen und Bürgern.
Im Kontrast dazu erhalten Dauerarbeitslose einen Sozialtarif, was die Frage aufwirft, ob solche Maßnahmen wirklich dazu führen, das Arbeitsleben zu fördern und Anreize zur Beschäftigung zu schaffen. Es ist nicht überraschend, dass sich immer mehr Menschen für ein Leben ohne Erwerbstätigkeit entscheiden, wenn sie das Gefühl haben, dass manche Aspekte des Sozialsystems ihnen mehr Vorteile bieten als ein fester Arbeitsplatz.
Ich appelliere an unsere Entscheidungsträger, die negativen Auswirkungen ihrer Politik zu überdenken und ein gerechtes System zu schaffen, das sowohl die Belohnung harter Arbeit als auch die Unterstützung Bedürftiger in den Vordergrund stellt. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden, um die Zukunft der Energieversorgung zu sichern und gleichzeitig Menschen zu motivieren, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben.
Klaus Groß, Radenthein