Leserbriefe zu „Trumps Tirade nach Bruch von Feuerpause“, 25. 6., Interview „Es fühlt sich an wie ein Inferno“, 24. Juni

Als pensionierte Lehrerin, die sich ihr Leben lang für Gerechtigkeit, Frieden und Bildung eingesetzt hat, beobachte ich den eskalierenden Konflikt zwischen Israel, dem Iran und den USA mit großer Sorge. Es fällt schwer, eine klare Haltung zu finden, ohne sich instrumentalisieren zu lassen. Aber Schweigen ist keine Option. Ich stehe auf der Seite der Zivilbevölkerung – ob in Israel, Iran oder Palästina. Die Menschen dort verdienen Schutz, Mitgefühl und eine politische Lösung, die nicht auf Gewalt beruht. Antisemitismus und islamistischer Hass dürfen genauso wenig relativiert werden wie Besatzung oder völkerrechtswidriges militärisches Vorgehen.

Ich fordere eine politische Lösung, die nicht auf Gewalt, sondern auf Recht, Dialog und Menschenwürde beruht. Das bedeutet auch, auf die Stimmen zu hören, die zu oft überhört werden. Die Frauen im Iran, die ihr Kopftuch abreißen. Die Mütter in Gaza, die ihre Kinder begraben. Die Israelis, die trotz Raketen für Frieden demonstrieren. Ihre Stimmen sind der Kompass – nicht die der Generäle, Prediger und Präsidenten.

Stoppt die Eskalation. Stoppt die Waffenlieferungen. Gebt der Diplomatie eine Stimme und der Menschlichkeit eine Chance. Ich wünsche mir von Europa mehr Haltung und weniger Taktieren. Und von uns allen: mehr Mut zur Menschlichkeit, auch wenn sie unbequeme Wahrheiten mit sich bringt.
Mag. Ulrike Drescher, Graz

Düstere Aussichten

Weltpolitik wird nicht vom US-Präsidenten gemacht, auch wenn dieser es so darstellen möchte. Sie wird vorwiegend von US-Multis, insbesondere den Öl- und Waffenkonzernen, geprägt. Ölkonzerne haben in den letzten Jahren weniger verdient. Dazu kommt für diese das drohende Wachstum der E-Mobilität. Daher sind sie daran interessiert, ihre Einkünfte langfristig zu sichern. Dies geschieht am leichtesten durch Irritationen am Ölmarkt, z. B. durch das Ausschalten eines Konkurrenten, den sie im Iran gefunden haben. Man erinnere sich an die Irakkriege der Bush-Präsidenten, die Unsummen für die US-Öl-Konzerne und den amerikanischen Staat lukriert haben. Als willfährigen Helfer haben sie Netanyahu identifiziert, der selbst Interesse an der Schwächung des Iran hat.

Auch die Interessen der Waffenlobby und Rüstungskonzerne stehen einem weiteren Krieg nicht entgegen. Daher wird das Narrativ des iranischen Nuklearprogrammes vorgeschoben, um einen plausiblen Grund vorzugeben. Die anderen Gegner Israels, die Hamas, Hisbollah und Huthis sind nahezu eliminiert. Daher hat Israel jetzt Luft für den Angriff auf den Iran. Und was machen die Europäer? Sie sind Zaungäste, aber Leidtragende. Europa wird durch die steigenden Energiepreise von Teuerungen für Industrie und Konsumenten belastet werden. Auch Putin ist an einem höheren Ölpreis interessiert, schließlich muss er seinen Ukraine-Krieg finanzieren. Und dem US-Präsidenten ist eine Schwächung Europas im Sinne seiner „MAGA“-Politik mehr als gelegen. Düstere Aussichten für Europa und die restliche Welt.
Dr. Walter Nedetzky, Graz

Letzte Chance

Ganz ehrlich, wer glaubt schon an eine Verbesserung der Umstände? Es wird nicht besser werden, es wird nicht einmal gleich bleiben. Ein moralisch enthemmtes Volk ist eine Gefahr für den friedlichen Rest! Obendrein können wir uns nicht einmal bei Kleinigkeiten beschneiden: Wir kaufen und verbrauchen wie eh und je, fliegen, obwohl wir nicht müssen, führen Kriege, obwohl wir wissen, welches Leid sie verursachen, aber uns trifft das nicht – noch nicht!

Es ist bequem, Weltwirtschaft, Politik, Konzerne, die Kernkraft und was sonst noch alles verantwortlich zu machen. Wir alle haben es in der Hand, dem ein Ende zu setzen, solange wir noch können und nicht müssen. Dinah Budai, Völkermarkt

Europäische Werte

Warum haben wir ein schlechtes Gewissen, gegen einen Terror-finanzierenden Staat nicht klar und deutlich aufzutreten und die Bevölkerung, die unter einem tyrannischen Regime leidet, zu unterstützen? Auch die iranische Schriftstellerin Nava Ebrahimi sagt, dass die meisten Menschen im Iran die Nase voll haben vom Mullah-Regime! Und was machen wir, wenn Israel mit Unterstützung der USA sich nach Vernichtungsbekundungen vom Iran zum Erstschlag durchringt? Wir lassen in Europa Gräben entstehen und streiten, wer die bösen Kriegstreiber und wer die netten Friedensstifter sind. Dann hören wir einem Diktator wie Putin zu, der den Angriff von Israel und den USA als illegal bezeichnet. Jemand, der sich durch ein demokratisches Nachbarland und ein Verteidigungsbündnis „bedroht“ fühlte und deshalb eine tödliche Schlacht begonnen hat, urteilt über andere Kriegsereignisse.

Europa hat es nicht geschafft, mit Wohlwollen und Verständnis die nukleare Aufrüstung des Iran zu verhindern, während der Iran seine Todfeinde benennt und diese vernichten werde, sobald er dazu in der Lage sei. Wer ist nach Putins Kriegen noch davon überzeugt, dass man mit Verständnis Fortschritte für Frieden und Demokratie erreicht?

Helfen wir wenigstens durch Verständnis jenen, die unsere Werte teilen und die Demokratie als Zukunftsmodell einführen oder erhalten wollen. Fangen wir an, den Autokraten die Stirn zu bieten! Fangen wir an, unsere Wehrfähigkeit wieder herzustellen und überlassen wir das nicht den anderen auf dieser Welt! DI(FH) Alfred Jauk, Graz