Wie ein Wasserfall sprudelt das Zugwissen aus Sebastian, als er am Graz-Köflacher Bahnhof ankommt: Der Vierjährige war das erste der zehn Kinder, auf die eine ganz besondere Ausfahrt wartete. Wenig später ein lautes Pfeifen: Der altehrwürdige „Rote Blitz“ der Graz-Köflacher Eisenbahn (GKB) fuhr ein. Die Kinderaugen leuchteten und auch die Großen staunten nicht schlecht, als die zwei mal 150 PS starke Maschine in der Remise eindrucksvoll beschleunigend ihre Muskeln zeigt.


Die Jüngste ist sie allerdings nicht mehr: Auch wenn man das Alter aller 10 Kinder addiert, kommt man nicht einmal annähernd auf die Jahre, die der Triebwagen auf dem Buckel hat – Baujahr 1953. Dabei drohte schon der Schrottplatz. Das wussten die Steirischen Eisenbahnfreunde zu verhindern und stellten 1997 mit 700 Freiwilligenstunden liebevoll den Originalzustand der Siebzigerjahre wieder her.

Über die Schultern schauen

Manche Erwachsene fühlten sich in ihre Schulzeit zurückversetzt und erzählten etwa, dass man beim Schreiben der Hausaufgaben in letzter Minute am Weg in die Schule aufpassen musste, dass kein Kondenswasser auf das Heft tropft.
Nebelbedingt gab die Landschaft auf der Fahrt nach Lieboch wenig her, aber das war egal. Die Kinder konnten dem Lokführer bei der Bedienung der Maschine über die Schultern schauen und ihm allerhand Fragen stellen.

© David Knes

In Lieboch angekommen ging es ins Eisenbahnmuseum. Beim Betreten fielen alle Blicke zuerst auf die imposante „56er“-Dampflok in der Mitte der Ausstellungshalle. Schon zu Zeiten der Monarchie war sie im Einsatz „und könnte es auch wieder einmal sein“ stellt Gottfried Aldrian, Obmann des Vereins der Eisenbahnfreunde, eine Instandsetzung in Aussicht.
„So eine habe ich auch, nur kleiner“ lacht der kleine Jakob, als er die schwarze Lok umrundet. Er ist passionierter Modellsammler und möchte sein Streckennetz mit Unterstützung des Christkindes dieses Jahr ausbauen. Die Aktion wurde von der GKB ermöglicht. Infos zum Museum und Sonderfahrten finden sie auf stef.at.

Letzte Dienstfahrt

Die Fahrt von Graz nach Lieboch war übrigens nicht nur für die Kleinen etwas Besonderes. Für den Lokführer, Alfred Bachzelt, war es die letzte Dienstfahrt. Begleitet wurde er dabei nicht nur von seinen Eltern. Auch Enkelin Leonie, die auch einmal Lokführerin werden möchte, war an Bord. Somit waren vier eisenbahnbegeisterte Generationen einer Familie an Bord. 

Alfred Bachzelt fuhr mit dem Roten Blitz in den Ruhestand
Alfred Bachzelt fuhr mit dem Roten Blitz in den Ruhestand © Alexander Danner