Bei Gefahr und während der Brutzeit sondert der Wiedehopf ein übel riechendes Sekret aus der Bürzeldrüse ab. Deshalb riechen die Brutstätten des Vogels mit der markanten Federhaube oft streng und der Volksmund hat ihm Bezeichnungen wie Kothahn, Stinkvogel oder Drecksvogel verpasst. Ganz ohne Geruchsbelästigung kann man dem bedrohten Wiedehopf nun beim Brüten zusehen – per Livestream der Österreichischen Vogelwarte der Vetmeduni aus einem Nistkasten in Niederösterreich.

Der Wiedehopf war einst ein verbreiteter Brutvogel in Österreich, dessen typischer Paarungsruf "upupup" ab Mitte April häufig zu hören war. Doch wie bei so vielen anderen Vogelarten auch schwindet sein Lebensraum: statt klein strukturierter bäuerlicher Kulturlandschaft dominiert zunehmend die Agrarmonotonie. In dieser fehlen etwa die üblichen Brutplätze des Wiedehopfs, wie Höhlen in Lehm- und Felswänden, in Mauerspalten, Bretterstapeln oder Reisighaufen.

Aus diesem Grund wurde schon 2005 vom Verein Wagrampur ein Projekt zum Schutz des Wiedehopfes ins Leben gerufen. Neben Bewusstseinsbildung werden Nistkästen bereitgestellt und betreut. Gemeinsam mit dem Verein sowie in enger Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern und Winzern der Region setzt sich die Außenstelle Seebarn am Wagram (NÖ) der Österreichischen Vogelwarte, einer Einrichtung der Veterinärmedizinischen Universität Wien, für die Erforschung und den Schutz des Wiedehopfs ein.

Von einem kleinen Restbestand ausgehend konnte durch diese Arbeit ein positiver Trend eingeläutet werden, erklärte Richard Zink, Leiter der Außenstelle Seebarn, gegenüber der APA. Geholfen hätten auch Änderungen in der Weingartenbewirtschaftung, durch die "Lebensraum aus zweiter Hand geschaffen wurde": Seit einiger Zeit werde zwischen den Rebzeilen Vegetation stehen gelassen, um Erosion vorzubeugen, und diese regelmäßig gemäht. "Das dient Vögeln wie Wiedehopf und Dohlen als Ersatz für die ursprüngliche Weidelandschaft", so Zink.

Nun kann man per Livestream aus einem der Nistkästen in der Region einem Wiedehopf beim Brüten zusehen. Wiedehopf-Weibchen legen meist Ende April, Anfang Mai fünf bis acht Eier – bei den gefiederten "YouTube-Stars" vom Wagram wurden bereits zwei Eier (Stand Freitagfrüh) abgelegt. Nach 15 Tagen Bebrütung schlüpfen die Jungen, die anschließend noch etwa acht Tage lang gehudert werden und nach rund 30 Tagen das Nest verlassen. Während der Brut versorgt das Männchen das Weibchen mit Futter.

Vom Dachboden der Vogelwarte in Seebarn wird auch live aus einem Dohlen-Nistkasten übertragen. Ein Dohlen-Weibchen legt Ende März bis Anfang April vier bis sechs Eier, die sie ca. 18 Tage lang bebrütet. Während dieser Zeit wird es vom Männchen gefüttert. Sobald die Jungen geschlüpft sind, kümmern sich beide Elternteile um die Aufzucht. Dohlen sind sich ihr Leben lang treu und leben gerne in großen sozialen Gemeinschaften. In Seebarn wurden zuletzt 18 Individuen gezählt.