Als Jurorin bei „Austria's Next Topmodel“ haben Sie ein strenges Auge auf den Nachwuchs. Wie kann man Sie von sich überzeugen?

MARINA HOERMANSEDER: Heute geht es nicht mehr um das ,klassische' Modeldasein. Es geht darum, dass man eine Persönlichkeit ist. Ich sehe mich als diejenige, die den Kandidaten hilft, ihre Marke zu finden. Ich will mit ihnen etwas erarbeiten und sehen, wofür sie stehen.

Worauf achten Sie, wenn Sie Models für Ihre Shows casten?

Auf die Maße - aufgrund meiner starren Kollektionen. Auf dem Catwalk ist der Gang am wichtigsten. Das Model muss das Ding rocken, eine Rampensau sein, die Spaß hat - das spürt das Publikum und dann sieht das Kleidungsstück gleich wertiger aus.

Sie haben die neuen Uniformen der Post designt. Wie schafft man den Spagat zwischen Catwalk und Briefkasten?

Als ich den Auftrag bekam, stand fest, dass ich dafür einen Tag bei der Post mitarbeite. Ich habe als Briefzustellerin und in der Filiale gearbeitet. Wenn man um 5.30 Uhr bei Minusgraden mit voller Montur im Dunkeln durch Hernals marschiert, merkt man erst, wie unwichtig Design sein kann. Funktion lag hier über Form. Deshalb musste ich die Erfahrung machen, um die Mitarbeiter zu verstehen.

Wann war für Sie klar, dass Sie Designerin werden wollen?

Als ich mit 14 das Nähen an der alten Nähmaschine meiner Mutter gelernt habe. Ich wollte immer etwas mit meinen Händen arbeiten. Wenn das mit dem Design nicht geklappt hätte, hätte ich wohl eine Tischlerlehre gemacht.

Die Schnalle zieht sich als zentrales Thema durch Ihre Kollektionen. Ist es Fluch oder Segen, so stark mit einem Thema verbunden zu werden?

Ich habe den Luxus bei einer Kollektions-Entwicklung, nie Angst vor dem weißen Papier zu haben, weil ich weiß, wofür ich stehe. Und ich weiß auch, was man sehen will, wenn man an mich denkt. Und da ist auf jeden Fall noch Spielraum, bis mich die Schnalle nervt.

Wie kamen Sie zur Schnalle?

Weil ich mich für die erste Kollektion von orthopädischen Korsetts inspirieren ließ. Und Lederschnallen sind die einzige Möglichkeit, so ein Korsett zu schließen und eng zu zurren, deswegen lag sie irgendwie auf der Hand.

Sie haben in London und Berlin Mode studiert. Kann Österreich in Stilfragen mithalten?

Modisch inspirieren mich Paris oder London mehr. Hier sieht man mehr schräge Vögel. Österreich ist spießig. Das macht auch unseren Charme aus - wir sind traditionell und spießig. Das wird aber auch international anerkannt. Diese Korrektheit und Höflichkeit und dass wir in den richtigen Momenten festlich angezogen sind. Man kann mit dieser Spießigkeit ja auch etwas spielen.

Ihre Mutter ist Französin, Französinnen gelten ja als besonders stilbewusst. Was haben Sie von ihr gelernt?

Ich muss sagen, dass ich gar nicht weiß, wie meine Mutter ungeschminkt aussieht. Sie trägt immer roten Lippenstift und ihre Hausschuhe sind High Heels. Sie würde nie Schuhe ohne Absatz tragen. Sie hat mir beigebracht, dass man nie ohne Zurechtmachen aus dem Haus gehen sollte. Ich halte mich aber nicht immer daran.

Sie sind ein Fan der Katzenfigur „Hello Kitty“. Wie kommt's?

Ich bin, seit ich zehn war, ein großer Fan. Es gibt nichts von ihr, das ich nicht hätte. Vielleicht geht es darum, seine Kindheit immer bei sich haben zu wollen, bei dem ganzen Erwachsensein, das man immer sein muss.

Wo sehen Sie als Designerin die Zukunft der Mode?