In dieser Woche wurde der Theresia-Pesendorfer-Platz in Bad Ischl eingeweiht. Spät, aber doch wurde der Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime ein bisschen Ehre zuteil. Die Tochter einer kinderreichen, armen Salzarbeiterfamilie aus Bad Ischl trat 1934 der damals verbotenen KPÖ bei, war nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland aktiv in der Widerstandsbewegung „Willy Fred“ - der Name geht auf die beiden Decknamen Willy und Fred zurück, die die Mitglieder der Gruppe benutzt haben - die im Salzkammergut mit Erfolg gegen den Nationalsozialismus gekämpft hatte.

„Theresia Pesendorfer war die zentrale Figur des Widerstands“, sagt Historikerin Nina Höllinger. Die historischen Wurzeln des Widerstands im Salzkammergut haben „auch mit der Arbeiterbewegung zu tun“, erklärt sie. Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der Salzgewinnung prägten die regionale Identität der Menschen, die Arbeiterschaft war selbstbewusst, die Menschen ließen sich nicht alles gefallen.

Courage nicht gewürdigt

Und es waren vielfach „die Frauen, die den Alltag bewerkstelligten, zu Fluchthelferinnen von KZ-Häftlingen wurden, Verstecke und Verpflegung organisierten oder Kurierdienste erledigten“, erläutert die Expertin. Resi Pesendorfer spielte dabei eine wesentliche Rolle. Ihre Courage, ihr Mut und ihr Einsatz wurden jahrzehntelang aber unter den Teppich gekehrt und wenig gewürdigt.

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„Die Männer und Frauen in der Widerstandsbewegung im Salzkammergut waren einfache, aber politische bewusste Menschen, die das Unrechtsregime des Nationalsozialismus erkannt hatten. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel und wurden trotzdem nach dem Krieg nicht wie Helden behandelt. Im Gegenteil, oftmals wurde ihnen mit Skepsis begegnet, während Täter und Mitläufer schnell wieder integriert waren“, sagt Historikerin Höllinger.

In einem Artikel in der ehemaligen Tageszeitung „Neue Zeit“ hieß es am 20. August 1947 unter dem Titel „Stilles Heldentum - und seine Anerkennung“: „Jeder der alten Kämpfer der Widerstandsbewegung in den Bergen unserer Heimat erinnert sich in Dankbarkeit an die Resi. Sie ist der Inbegriff selbstloser Hingabe, unwandelbarer Treue und Hilfsbereitschaft. (...) Heute ist Resi Pesendorfer registriert in der Vereinigung der Widerstandskämpfer und ist stolz darauf. Und der Lohn für diese Heldin: Seit Jahren bewohnt die Dulderin und Kämpferin, die sich während der harten und entbehrungsreichen Kampfzeit die tbc zugezogen hat, ein menschenunwürdiges Quartier, seit dem Jahre 1945 bemüht sich diese Frau ohne Erfolg um eine bescheidene, ihren Verhältnissen entsprechende Wohnung. (...) Sollte es den Ischler Stadtvätern wirklich nicht möglich sein, der Antifaschistin Resi Pesendorfer zu ihrem Recht zu verhelfen?“ Ende der 40er-Jahre verdiente sich Resi Pesendorfer an den Wochenenden bei der „Neuen Zeit“ noch als Zeitungsausträgerin ein bisschen was dazu.

Dokumentarfilm von Ruth Beckermann

Theresia Pesendorfer war den Menschen in der Region selbstverständlich ein Begriff, über die Landesgrenzen hinaus blieb sie aber weithin unbedankt und unsichtbar. 1985 nahm sich Ruth Beckermann des Themas an und drehte einen Dokumentarfilm über den Widerstand im Salzkammergut, bei dem auch Resi Pesendorfer zu Wort kam. Vor allem aber ist es dem Historiker Peter Kammerstätter zu verdanken, dass die mutigen Frauen vom Salzkammergut aus der Versenkung hervorgeholt wurden, indem er Dutzende Interviews mit ihnen führte. Seine Maxime war: „Der entscheidende Punkt bei mir ist: Dass über die Großen geschrieben wird, und über die Kleinen wird nicht geschrieben.“ Er war einer der Ersten, der den weiblichen Widerstand in die Auslage stellte.

Im Vorjahr machte es sich auch ein Team rund um Projektentwickler Mario Friedwagner zur Aufgabe, Frauen im Widerstand in den Fokus zu rücken. Neben dem Theresia Pesendorfer-Platz wurden diese Woche acht weitere Plätze in Bad Ischl eingeweiht, die nun den Namen von Widerstandskämpferinnen tragen. Von den rund 270 Gassen, Straßen und Plätzen in der Kaiserstadt erinnerten bis dahin keine Handvoll an Frauen; an herausragende Persönlichkeiten wie Theresia Pesendorfer, die sich bis ans Ende ihrer Tage nie hervortaten, sondern nur erklärten: „Wenn etwas zu tun ist, muss man das auch tun, solange es geht, muss man mithelfen.“